Der richtige Mann
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Kommentar
Der richtige Mann
Professor Strohschneider hat in seiner akademischen Laufbahn nicht nur das eigene Fachgebiet, die Mittelalter-Germanistik, nach vorn gebracht, sondern viele Ehrenämter bekleidet, die im engeren und weiteren Zusammenhang mit dem Wissenschafts-management zu tun haben. Vor allem ist an seinen Vorsitz im Wissenschaftsrat von 2006 bis 2011 zu erinnern, ohne den in der deutschen Hochschul- und Forschungs-politik nichts läuft. Zudem zählt er zu den Initiatoren der Exzellenz-Initiative der deutschen Universitäten.
Deutschland verfügt nicht nur über exzellente Hochschulen (auch außerhalb der Exzellenz-Universitäten), sondern auch über international angesehene Forschungs-einrichtungen – von der Max-Planck-Gesellschaft bis zur Helmholtz-Gesellschaft, von den Fraunhofer-Instituten bis zu den Leibniz-Einrichtungen, von der Leopoldina bis zu großen, die Wissenschaften fördernden Stiftungen. Auch dürfen in diesem Zusammen-hang die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Deutsche Akademische Austausch-dienst (DAAD), die Humboldt-Stiftung und eben die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nicht vergessen werden.
Doch sie alle spielen im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit keine besondere Rolle. Die Spieler der Fußball-Nationalelf sind nun einmal bekannter als unsere Nobelpreis-träger. Dass es längst deutsche Forschungspreise gibt, die höher als die jährlichen Nobelpreise dotiert sind, wissen die wenigsten. Aber auch die Politik-Beratung etwa der DFG kann noch besser und vor allem öffentlicher werden. Das fördert die Akzeptanz der Wissenschaften in der Bevölkerung, der nach wie vor nicht ganz geheuer ist, was die Wissenschaftler alles entdecken oder entwickeln – von der Apparatemedizin über die Präimplantationsdiagnostik und Gentechnik bis zur Raumfahrt.
Auch arbeiten nach wie vor zu viele Wissenschaftler aneinander vorbei und es mangelt an einer breiten Umsetzung von Grundlagenforschung in technologische Produkte. Hier ist Wissenschaftsmanagement auf breiter Basis gefordert und für den neuen DFG-Präsidenten eine ebenso dankbare wie notwendige Aufgabe. Dass Hochschulen und Wirtschaft in vielen Bereichen enger zusammenarbeiten können (und müssen), soll nicht unerwähnt bleiben.
Auch kann und muss die DFG einen noch viel stärkeren Beitrag für einen wissenschaftlichen Aufbruch in unseren Gymnasien sorgen, damit sich genügend junge Menschen für ein natur- und ingenieurwissenschaftliches, aber auch ein medizinisches Studium entscheiden. Denn angesichts der demografischen Entwicklung in der rohstoffarmen Bundesrepublik Deutschland und dem wissenschaftlichen Aufbruch in den Schwellenländern ist ein solcher Aufbruch (überlebens)notwendig. Strohschneider kann auf zahlreiche gute Grundlagen aufbauen, die von seinen Vorgängern geleistet worden sind. Vor allem muss er dem Wissenschaftsmanagement zusätzliche Impulse geben, wodurch nebenbei auch viel Geld gespart werden kann.