Ausgabe 2/2019
Aufstieg und Auftrag im neuen Jahrzehnt
Das Wissenschaftsmanagement hat es eigentlich geschafft. Es stieg auf und hat zum neuen Jahrzehnt seinen Platz am High-Table sicher. Vom Katzentisch im Club der Governance Verantwortlichen für Wissenschaft, Lehre und Forschung ist keine Rede mehr. Bereits ein Blick in die Stellenanzeigen von ZEIT, Forschung & Lehre, academics oder DUZ belegt, wie häufig Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement verlangt werden. Dies gilt auch für rein wissenschaftlich ausgerichtete Positionen.
Im Grundsatz enthält das spezifische Management für die Wissenschaft zu großen Teilen Elemente, die auch in anderen Organisationen wie beispielsweise Unternehmen funktionieren. Eine wichtige Restgröße jedoch – prozentuale Festlegungen bringen hier allerdings nichts – macht den entscheidenden Unterschied aus: Hierarchisch sind Expertenorganisationen nicht zu führen. Gleichzeitig braucht man ein funktionsfähiges Entscheidungssystem. Ein adäquates Management für den Einsatz in öffentlich finanzierten Institutionen kann erreichen, die Kriterien der Effektivität und Effizienz mit dem notwendigen Freiheitsraum, der für Lehre und Forschung gilt, in Einklang zu bringen.
Die Herausforderungen in den 2020gern (wie etwa die Themen Wirkungsmessung, Finanzierung, Kommunikation, Qualitäts- und Nutzenbelege) werden auch den beiden Denkschulen einiges abverlangen. Zur Erinnerung: Der Wissenschaftsrat hat 2018 einer nicht kleinen Zahl von Kanzlerinnen und Kanzlern an Hochschulen aus der Seele gesprochen. Mit der Empfehlung zur Hochschulgovernance vertritt er auch eine Positionierung zum Management und schreibt, dass es keinen Bedarf für einen eigenen (Third Space) des Wissenschaftsmanagements zwischen Verwaltung und Wissenschaft gebe. Vielmehr könne das Management in einer modernen Wissenschaftsverwaltung gut wirken.
Das Netzwerk Wissenschaftsmanagement hält dagegen. Es geht davon aus, dass Wissenschaftsmanager häufig in Gestaltungs-, Transfer- und Übersetzungsfunktionen – sei es innerhalb ihrer eigenen Einrichtung oder im immer wichtiger werdenden Austausch mit der Umwelt des Wissenschaftssystems (Medien, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Politik) – wirkten. Dafür sei ein eigenständiger Bereich erforderlich. So steht es im jüngsten Memorandum. Eine Sammlung an Beiträgen in dieser Ausgabe erwähnt an vielen Stellen diese besondere Verantwortung, die das Wissenschaftsmanagement bei der Bewältigung kommender Fragen hat.
Veith Selk führt uns „Die simulative Universität“ vor Augen. Zur gesellschaftlichen Relevanz von Forschung eröffnet das Trio Julian Hamann, David Kaldewey und Julia Schubert mit „drei Modellen einer Bewertbarkeit“ die Diskussion. Schließlich analysieren Andreas Beer und Peer Pasternack sehr scharf, dass „Wissenschaftskommunikation“ – in die stattliche Millionen über die vergangenen Jahre geflossen sind – noch vornehmlich als organisationale Öffentlichkeitsarbeit von Hochschulen und Forschungsinstituten sowie Wissenschaftsmarketing verhandelt werde. Das Wissenschaftsmanagement – so liest sich überall heraus – muss jetzt auch solche heißen Eisen anpacken.
Nur zu.
Markus Lemmens,
Geschäftsführender Herausgeber
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