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Von Science Fiction zu Science Facts

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Markus Lemmens, New York

Innovationen

Von Science Fiction zu Science Facts

Technikplattformen rüsten auf, Journalisten erklären die wissenschaftliche und die innovative Welt mit Empathie und klarer Sprache: Die Trendfrage "Where is the next big thing?" treibt auch das Weiße Haus zu einer neuen Video-Konferenzform an. Universitäten gründen Technik-Schools.

Unter der winterlichen Kälteglocke der vergangenen Wochen steigt die Betriebstemperatur: Die Budgetdiskussionen in der amerikanischen Forschung sind auch 2014 noch nicht ausgestanden. Die Hochschulen müssen mittelfristig lernen, mit finanziell schmaleren öffentlichen Etats hinzukommen. Schwellenländer – allen voran China – sondieren ihre Chancen. Als sogenannte Reverse Innovatoren versuchen sie, auf dem amerikanischen Bildungs- und Forschungsmarkt mit eigenen leistungsfähigen Angeboten zu günstigeren Preisen Fuß zu fassen; sie bringen nun ihr einst im Westen erworbenes Wissen zurück. Und die Europäische Union bekommt es in diesen Tagen hin, das rund 80 Milliarden Euro starke Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 auf den Weg zu bringen. Das sind jedoch alles keine Gründe für die US-Innovationswelt, in Pessimismus zu verfallen.

Parallel zur Consumer-Electronic-Show (CES), die Anfang Januar in Las Vegas als weltgrößte Messe ihrer Art stattfand, mehren sich die Zeichen, dass die Vereinigten Staaten 2014 auf die starke Dreierkette Bildung-Ausbildung, Lehre-Forschung und Technik-Innovation setzen werden. Hierbei spielen zeitgemäße Kommunikationsformate eine wichtige Rolle. Und zwei Beispieluniversitäten in New York bauen ihre Standorte aus. Das sind starke Signale.

 

 

 

Engineering erfährt Unterstützung
Erstes Beispiel. Die Ingenieurwissenschaften sind zurück. Seit Januar 2014 bietet die größte private Forschungsuniversität Amerikas, die New York University (NYU), im Stadtteil Brooklyn wieder eine technische Ausbildung an. Nach „40 Jahren Lücke“, wie die NYU mitteilt, spiegelt der Schritt den Trend an der Ostküste wider, der seit etwa drei Jahren zu beobachten ist. Im vergangenen Jahr trat er mit Macht an die Oberfläche: Es geht um die Re-Industrialisierung Amerikas. Wesentlich fußt dieses Bestreben auf der Verringerung der Produktionskosten im Land. Dies wird durch die preiswerte Energie des Schiefergases – dem in Deutschland kritisch gesehenen Fracking – möglich. Die USA streben an, ihren rund 17-prozentigen industriellen Wertschöpfungsanteil deutlich nach oben zu bringen. Deutschland liegt im Vergleich bei fast 25 Prozent. Bislang darbende Branchen wie die Aluminium- und Chemieindustrie sind wieder stärker im Geschäft. Die Autokonzerne sehen sogar rosigen Zeiten entgegen. Der Kostenvorteil der billigen Energie, der auch deutsche Mittelständler zu einer Produktionsausweitung in den USA bewegt, soll jedoch nicht die einzige Maßnahme bleiben. Inhaltliche Gegenstücke sollen folgen. Die USA möchten langfristig mehr innovative Strukturen im eigenen Land aufbauen und dadurch Wettbewerbsvorteile schaffen. Hierzu passt der NYU-Schritt: Die Polytechnical School of Engineering wurde deshalb mit großem Applaus eröffnet.

Städtische Rahmenbedingungen
New York beabsichtigt das Erbe des bisherigen Bürgermeisters Michal Bloomberg in diesem Punkt besonders zu pflegen und zu mehren. Das hat auch das neue Stadtoberhaupt Bill de Blasio bei seinem Amtsantritt um die Jahreswende unterstrichen: Die Stadt soll zu einem IT- und Technikstandort werden. Die Konkurrenz im Silicon Valley wird herausgefordert. Michael Mandel, Chefstratege Wirtschaft des Progressive Policy Institutes in Washington, schreibt in dieser Woche in der New York Times deshalb vom „New York, the Silicon City“. Das Rezept dazu ist einfach. Es soll in ganz Amerika Nachahmer finden. Mit guten politischen Rahmenbedingungen sollen die klassischen New Yorker Branchen Finanzen, Werbung, Medien und Wellness innovative Geschwister bekommen. Was hier funktioniert, kann in anderen Regionen und Kommunen mit Monostrukturen auch klappen.

Konkurrenz an der Ostküste
Die Entscheidung der New York Universität zu einer Technik-School kann aber auch im wettbewerblichen Zusammenhang mit dem Engagement der Cornell University im Big Apple gesehen werden. Die rund 350 Kilometer nord-westlich von New York in Ithaca gelegene Exzellenzuniversität – sie gehört zur Ivy-League – drängt buchstäblich ins Herz von New York. Unter dem Titel „Cornell Tech“ wird auf Roosevelt Island – einer überwiegend mit privaten Wohnblocks und Residenzen gut erschlossenen Insel im East River der Stadt – in den nächsten zehn Jahren viel Geld investiert. Auf einem Teilgelände entsteht in Partnerschaft von Cornell und dem Technion – Israel Institute of Technology, Haifa – sowie privaten Sponsoren und Firmen, die bis zu zwei Milliarden Dollar aufbringen sollen, ein Technikhub – wie es auf der Website heißt. Ziel ist es, mit Geld und Geist eine neue Form der kreativen und innovativen Ausbildung zu etablieren. Der eigen formulierte Anspruch ist deshalb hoch. Cornell Tech sagt über sich: Sie sei eine Graduiertenschule wie keine zweite. Sie sei so konzipiert, dass sie für Studierende, Wissenschaftler und Partner die Basis biete, um nichts weniger zu leisten, als messbare Beiträge zur Lösung der großen globalen Herausforderungen der Zukunft. Konkret bedeutet das aber auch, dass Cornell Tech hemmende Hochschulstrukturen von vorne herein vermeidet. So wird es bisher gängige Aufteilungen in klassische Fakultäten nicht geben. Angestrebt wird vielmehr, Praktiker, Forscher, Studierende und die Industrie möglichst früh im Lehr- und Innovationsprozess zusammenzubringen.

Geeks diskutieren im Weißen Haus
Zweites Beispiel. Das Technikinteresse in New York kommt auch im Weißen Haus an. Parallel zur CES in Las Vegas wurde eine neue spannende Video-Reihe in Washington begonnen. Technik- und Innovationskommunikation mitten aus dem Weißen Haus – so ist „We the Geeks“ zu verstehen. Während im Berliner Kanzleramt Innovationsdialoge entwickelt und die Energiewende zum Neustart ausgerufen wird, lässt Präsident Barack Obama unter seinem Haus-Logo begeisterte Innovatoren einfach miteinander sprechen: direkt, cool und fachlich versiert. In Kooperation mit Google+ Hangouts bieten die „Geeks“ – begrifflich weitestgehend als Innovations- und Technikbegeisterte zu übersetzen – in Videodiskussionen, die locker und informativ gemacht sind, viele Anregungen. Nebenbei werden die Chancen vermittelt, die Technik und Innovation eröffnen. Die aktuellen Themen sind: die Zukunft der Computeranwendungen, studentische Start-ups, die Beiträge der „Geek-Immigranten“ für Amerika, die Impulse der „Geeks in der Robotic“ und – auch das gehört dazu: die Rolle, die die Superhelden aus der Welt der Innovationen (IT, Biotech und Energie) für eine Gesellschaft einnehmen. Nicht zuletzt gibt es auch eine generelle Debatte der „Geeks für das globale Wohl“. Zwei Moderatoren in der Sequenz zu den Entwicklungen in der IT sollte man sich merken: Tom Kalil und Cristin Dorgelo, Mitarbeiter im White House Office of Science and Technology.

Austausch über die innovative Zukunft
Drittes Beispiel. Auf der Medienseite steht derzeit das Thema Technik- und Innovationskommunikation hoch im Kurs. Unter dem Titel „von Science Fiction zu Science Facts“ versucht der Forschungs- und Innovationsjournalismus in den USA Boden zu gewinnen. Anders als in Deutschland, wo die Krisenstimmung um einen unabhängigen Wissenschafts- und Innovationsjournalismus deutlich spürbar ist, bauen US-Medien dieses Themenfeld strategisch aus, wobei die digitalen Themen die Oberhand haben. Das Wall Street Journal bringt beispielsweise mit „WSJ. D Technology“ eine neu gemachte Rubrik frisch an den Markt. Allthings Digital spaltete sich vom WSJ im Herbst ab und erscheint nun unter Re/code neu – frisch, spannend und modern. Besondere Aufmerksamkeit findet jedoch der Schritt, den Yahoo Tech! geht. Mit David Pogue, dem ehemaligen Technikredakteur der New York Times, ist ein Star der Branche auf die reine digitale Seite des Schreibtisches gewechselt, obwohl die Times in diesen Tagen ihr Layout, das Schriftbild sowie technische Erweiterungen umsetzte. Auch sie will die digitale Zukunft gestalten. Die Beobachtung, aus Science Fiction mittels Kommunikation und innovativem Unternehmertum Science Facts werden zu lassen, scheint gegenwärtig in den USA neue Medienplattformen zu fördern. Das Credo vom neuen Yahoo-Tech-Chefredakteur Pogue gibt die Linie vor: Verständlichkeit, Lesernähe und Technik-Innovationen in die Mitte der Gesellschaft bringen. Sein Vorstellungsfilm zum neuen Angebot und die verantwortlichen Redakteure der Themen-Seiten versprechen schon einiges. Quellen: https://engineering.nyu.edu/ http://tech.cornell.edu/ http://www.whitehouse.gov/we-the-geeks http://www.yahoo.com/tech/-72559518990.html