"Volle Hörsäle – leere Werkbänke: Studium läuft Ausbildung den Rang ab" und "Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung"
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Neues aus der Forschung
"Volle Hörsäle – leere Werkbänke: Studium läuft Ausbildung den Rang ab" und "Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung"

Volle Hörsäle – leere Werkbänke: Studium läuft Ausbildung den Rang ab
BertelsmannStiftung
Die Berufsausbildung bangt um Nachwuchs. Geburtenschwache Jahrgänge lassen die Zahl der Azubis zusätzlich sinken. Nicht aufzuhalten scheint dagegen der Ansturm auf die Hochschulen. Mit wie vielen Azubis und Studenten ist 2030 zu rechnen? Unsere neue Studie hat verschiedene Szenarien entwickelt.
Wenn sich der Trend zum Studium aus den vergangenen zehn Jahren ungebrochen fortsetzt, werden in Deutschland 2030 nur noch etwas mehr als 400.000 junge Menschen eine betriebliche Ausbildung beginnen – ein Rückgang um 17 Prozent. Die Hochschulen hingegen werden trotz des demografischen Wandels und der deshalb sinkenden Zahl an Schulabgängern kaum Studienanfänger einbüßen. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat.
2013 verzeichnete Deutschland eine Zäsur in der nachschulischen Bildung: Erstmals begannen mehr junge Menschen ein Studium als eine Berufsausbildung. Diese Entwicklung scheint vorerst unumkehrbar: Unsere Studie berechnete neben der Fortschreibung der bisherigen Trends einen realistischen Korridor, in dem sich die Neigung zu Studium oder betrieblicher Ausbildung in den nächsten 15 Jahren entwickeln könnte. Allen Szenarien ist gemeinsam: Die Schere zwischen Studien- und Ausbildungsanfängern wird bis 2030 weiter auseinandergehen.
Vielen Branchen droht in Kürze ein Fachkräftemangel
Die geburtenschwachen Jahrgänge stellen die Betriebe vor weitaus größere Herausforderungen als die Hochschulen. Bereits im vergangenen Jahr blieben knapp 40.000 Lehrstellen unbesetzt. Ein weiterer Rückgang der Azubi-Zahlen könnte in vielen Branchen einen Fachkräftemangel auslösen oder beschleunigen, weil sich zugleich geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand verabschieden. Schätzungen zufolge werden bis 2030 rund 10,5 Millionen Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Fachabschluss (Meister/Techniker) aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
Währenddessen bleibt der Run auf die Hochschulen ungebrochen. Hält der Trend zum Studium an, werden die Erstsemesterzahlen bis 2030 um lediglich knapp fünf Prozent sinken. Der Anteil der Abiturienten, die ein Studium aufnehmen, wird zwar nicht mehr nennenswert steigen. Allerdings erwerben immer mehr Schüler eine Studienberechtigung. Außerdem werden die deutschen Hochschulen immer attraktiver für ausländische Studierende.
Berufsausbildung und Studium müssen stärker verknüpft werden
Den stärksten Zulauf können voraussichtlich Studiengänge mit hoher Praxisorientierung verzeichnen. Bis zum Jahr 2030 ist mit einem Anstieg auf mehr als 43 Prozent zu rechnen. Auch die dualen Studiengänge werden immer beliebter. Rund 21.000 junge Menschen nahmen 2013 ein entsprechendes Studium auf. Bis 2030 wird sich ihre Zahl nach Berechnungen der Studie auf 38.000 pro Jahr erhöhen.
Die traditionell strikte Trennung zwischen akademischer und betrieblicher Ausbildung gelte es zu überwinden, zumal der Arbeitsmarkt diese klare Abgrenzung längst aufweiche, so Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung. Dräger plädiert daher für eine stärkere Verzahnung und Durchlässigkeit der Bildungswege: "Wir sollten Berufsausbildung und Studium nicht gegeneinander ausspielen, sondern stärker miteinander verknüpfen." Geschehen könne dies durch wechselseitige Anerkennung von Leistungen, mehr Hochschulangebote für beruflich Qualifizierte, mehr praxisorientierte Studiengänge und neue Modelle. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt etwa die Einführung einer zweijährigen Kombination aus Studium und Ausbildung, an deren Ende drei Optionen offenstehen: Fortführung der Berufsausbildung, des Studiums oder Aufnahme eines dualen Studiums.
Das allein wird aber nicht ausreichen, um die aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Fachkräfte zu ersetzen. Die Studie regt daher an, Zuwanderern, Flüchtlingen, Studienabbrechern und bislang als nicht ausbildungsreif geltenden Schulabgängern den Zugang zur betrieblichen Ausbildung zu erleichtern.
http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/okt...
Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung
Karlsruher Institut für Technologie KIT
Das Symposium „Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung" am 15. Oktober nimmt die Digitalisierung an Hochschulen in den Fokus. Hochschulen in Deutschland setzen im gesamten Studienverlauf vermehrt auf digitale Anwendungen. Dazu zählen etwa videobasierte Lehrformate, die Kurzfilme mit studentischen Foren im Internet kombinieren, wie zum Thema Prokrastination oder zur Vorbereitung auf die universitäre Mathematik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wie solche Angebote gezielt auf die Nutzungsgewohnheiten der einzelnen Lernenden angepasst werden können, untersuchen das KIT und die Universität Stuttgart derzeit in der Studie „Mediale Hochschulperspektiven 2020 in Baden-Württemberg". Erste Ergebnisse liefert das Symposium „Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung" am 15. Oktober am KIT.
Universitäten zwischen solider Lehre und internetbasierten Lehrkonzepten
„Die Universitäten befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen seriöser, solider Lehre im Sinne tradierter Kulturen und dem für neue Fragen, Methoden, Entwicklungen und Erkenntnisse offenen wissenschaftlichen Studium", sagt Professor Gerd Gidion, Leiter des Zentrums für Mediales Lernen (ZML) und Leiter der Studie „Mediale Hochschulperspektiven 2020". Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Studie im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg mit der Frage, wie eine zukunftsbewusste internetbasierte Hochschullehre entwickelt und gestaltet werden kann.
Eines der Ziele der Studie ist es, die Situation einer Hochschule mit ihrer Ausgangslage, den Entwicklungsperspektiven und Entscheidungsbedarfen als Muster darzustellen, um für die vergleichbare Darstellung unterschiedlicher Hochschulen nutzbar zu sein und nachfolgend die Situation im Land ableiten zu können. Die auf ein Jahr angelegte Untersuchung ist Teil der Allianz „Forward- IT", die sich für die internationale Positionierung Baden-Württembergs als Top-Standort für Informations- und Kommunikationstechnologie einsetzt.
„Mediale Hochschulperspektiven 2020": Studie zeigt deutliche Trends der digitalisierten Bildung
Die bis dato erfolgte Untersuchung zeige dabei Unterschiede in der Dringlichkeit und Voraussagesicherheit der Trends. „Integrierte IT-Systeme wie E-Learning-Anwendungen werden sich weiter etablieren. Zu den weiteren Entwicklungen werden die standardmäßige Einbindung von Blended-Learning-Elementen in konventionelle Lehrveranstaltungen zählen, ebenso die Ausweitung internetbasierter Lehrveranstaltungen auf offenen, globalen Hochschulmärkten", so Gidion.
Zudem ermittelte das Team deutliche Trends, deren Entwicklung zwar bereits weitgehend absehbar ist, deren Gestaltung durch die jeweilige Universität jedoch noch aussteht. Dies betrifft zum Beispiel das Verwirklichen forschungsorientierter Lehre in realen und virtuellen Laboren, das Nutzen digitaler persönlicher Studienverlaufsprofile und die Einrichtung von Anwendungen und Umgebungen, die Studierendengruppen in eigener Regie nutzen können.
Das Symposium „Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung" am 15. Oktober 2015 greift die Thematik der Studie „Mediale Hochschulperspektiven" auf und bietet davon ausgehend einen Erfahrungsaustausch in unterschiedlichen Bereichen der digitalisierten Hochschulbildung. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist erforderlich.
http://www.kit.edu/kit/17485.php
Bild: W.R. Wagner www.pixelio.de