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Rating vs. Ranking

news

Alina Steinmetz

Qualität / Rangliste

Rating vs. Ranking

Alternatives Messverfahren zur Beurteilung der Qualität der Forschung entwickelt sich – gibt es Brücken zum Finanzrating?

Ein relativ neues Verfahren zur Messung der Qualität in einem ausgewählten Fach kommt in Schwung: das sogenannte „Rating“. Es befindet sich noch im erweiterten Entwicklungsstadium. Dennoch gilt es bereits mit drei aktuellen Beispielen des Wissenschaftsrates, Köln, als Konkurrent des traditionellen Hochschulrankings. Während beim Ranking nach Meinung der Kritiker oft unklar bleibt, welche Fakten den Ergebnissen zugrunde liegen, so arbeitet das Rating gezielt mit erhobenen Zahlen und eingebundenen Wissenschaftlern, die fachlich urteilen. Sie untersuchen direkt Angaben und Wirkungen der geleisteten Forschung in einzelnen Disziplinen. Chemie, Soziologie, Elektrotechnik und Informationstechnik liegen vor. Die Anglistik/Amerikanistik ist noch in Arbeit. Das Ergebnis wird Mitte 2013 erwartet. Eine Frage drängt sich auf: Was kann das Forschungsrating von der Erfahrung der Finanzindustrie lernen?

Das Rating in der Wirtschaft wird grundsätzlich herangezogen, um die Kreditwürdigkeit eines Schuldners zu ermitteln. Spezielle Agenturen übernehmen die Bewertung und entscheiden über die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder Staates. Ist das Rating der Hochschulen mit diesem System vergleichbar und wird es bald eigenständige Agenturen geben, die über die Herabstufung einzelner Fakultäten entscheiden? Hochschulranking Zum Hintergrund - das Ranking. Hochschulrankings ernten immer häufiger Kritik. Sie seien zu allgemein, dienen nur zu Werbezwecken und sagen zu wenig über die Qualität der Bildung aus. Besonders das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung in Gütersloh (CHE), welches das umfassendste Messverfahren im deutschsprachigen Raum darstellt, zeige gravierende methodische Schwächen und empirische Lücken auf, so Kritiker. Aktuell appelliert daher die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) an alle Universitätsinstitute, sich der nächsten Rankingrunde zu verweigern. Seit 1998 gibt das CHE-Ranking jährlich eine Bewertung für Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien ab. 2006 hat „Die Zeit“ den „Stern“ als Partner abgelöst. Ziel ist es, den Studienanfängern eine Orientierung zu geben, indem die Qualität der Hochschulstandorte in Forschung und Lehre verglichen wird. Dabei werden festgelegte methodische Standards angewandt. Das Ranking arbeitet strikt fachbezogen. Das heißt, die Hochschulen werden nicht als Ganzes untersucht, sondern unterteilt in einzelne Fakultäten. Außerdem wird aus verschiedenen Perspektiven auf die Fakultät geschaut. Neben den Fakten zu den Fachbereichen und Studiengängen fließen die Standpunkte der Hochschullehrer und der Studierenden in das Ranking ein. Doch ob dieses Messverfahren zutreffende Aussagen über die Qualität einer Hochschule machen kann, ist fragwürdig. Die Annahme des Ranking, eine hohe Studierendenanzahl wirke sich negativ auf den Einzelnen aus, liegt vielleicht nahe, entspricht aber nicht immer der Wahrheit, wie das Beispiel von Nora Hilgert zeigt. Die Historikerin berichtet von ihren Erfahrungen: „Mein Doktorvater an der Universität Hamburg hatte 30 Doktoranden, ich fühlte mich bei ihm trotzdem wunderbar aufgebhoben.“ Mehrere Fachbereiche, wie die naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Kiel und andere Fakultäten der Universitäten Siegen, Leipzig und Koblenz-Landau haben sich bereits dem Ranking entzogen. Die Tendenz ist steigend. Das Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh nahm die Grundsatzkritik mit Unverständnis zur Kenntnis. „Die jährlich drei Millionen Besuche des kostenlosen Online-Angebots zum Hochschulranking, sprechen dafür, dass die sorgfältig erhobenen Informationen gebraucht werden.“, argumentiert der Geschäftsführer des CHE, Frank Ziegele. Hochschulrankings gibt es schon seit vielen Jahren, sie sind die gängigste Methode zum Bewerten von Forschung und Lehre anhand verschiedener Indikatoren. Die Auswertung erfolgt maschinell und quantitativ. Die Rankings wenden sich in erster Linie an Abiturienten, Eltern und Studierende. Hochschulen selber setzen die Ergebnisse gerne zu Werbezwecken ein, um ihre Reputation zu steigern und sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Im internationalen Vergleich belegen die angloamerikanischen Universitäten meist die höchsten Plätze. Sie verlangen hohe Studiengebühren, da sie kaum finanzielle Mittel vom Staat erhalten. Um weiter viele Studierende auf sich aufmerksam zu machen, richten sie ihr Ziel stark auf die Erfordernisse der Rankings aus. Forschungsrating Blickwechsel – das Rating. Bei dem seit 2004 in Entwicklung befindlichen Rating des WR kommen die Ergebnisse aus den Daten und Urteilen eines sogenannten Peer-Review-Verfahrens. Dabei werden unabhängige Gutachter aus dem gleichen Fachgebiet herangezogen, um die Qualität einer Hochschule in dieser Disziplin zu beurteilen. Erhebungseinheiten sind nicht die Hochschulen im Ganzen, sondern ebenfalls einzelne Institute und Fachbereiche, um der Rolle der Lehrstühle gerecht zu werden. Die Forschungsleistung wird anhand der drei Dimensionen Forschung, Nachwuchsförderung und Wissenstransfer bewertet, denen sechs Kriterien zugeordnet wurden: Forschungsqualität, Effektivität, Effizienz, Nachwuchsförderung, Transfer in andere gesellschaftliche Bereiche, sowie Wissensvermittlung und -verbreitung. Anstatt durch Ranglisten, werden die Bewertungen in Noten, von nicht befriedigend bis exzellent, angegeben. Auch zu diesem Messverfahren wird bereits Kritik geäußert. Die Forschungslage der Fachbereiche ändere sich sehr schnell und ein Rating, das diese hohe Dynamik abbilden wolle, müsse sehr oft durchgeführt werden. Dieser Aufwand sei nicht zu vertreten. „Jedes einzelne der 16 Mitglieder der Gutachtergruppe hat im Zeitraum von zwei Jahren etwa drei Monate seiner Arbeitszeit in das Begutachtungsverfahren gesteckt.“, so Richard Münch, Soziologe an der Universität Bamberg und im Rating eingebundener Gutachter. Eine mögliche Vereinfachung der Datenerhebung könnte allerdings durch eine entstehende Routine realisiert werden. Bis Januar 2013 will der WR entscheiden, ob das Bewertungsinstrument den Sprung in den Regelbetrieb schaffen wird. Finanzrating Diese Hürde zum Standartinstrument hat das Rating im Finanzwesen bereits genommen. Es stellt für die Öffentlichkeit eine wichtige Instanz dar, indem es durch die Bewertung der Bonität eines Schuldners, das Ansehen von Staaten und Unternehmen prägen kann. Die durchführenden Agenturen fassen das Ergebnis ihrer Untersuchungen in einer Buchstabenkombination zusammen, die in der Regel von AAA, der besten Qualität, bis zu D, zahlungsunfähig, reicht. Die Ratingcodes spiegeln dabei zunächst nur eine Rangfolge wieder. Aktuell warnt Moody´s, eine der drei größten Ratingagenturen der Welt, die EU vor der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Die ursprünglich „stabile“ Lage wird nun, wegen der wachsenden Unsicherheit in der Euro-Zone, als „negativ“ bezeichnet, was für großen Aufruhr sorgt. Obwohl Ratingagenturen vom Staat kontrolliert werden, stehen sie für ihr Verhalten in der Finanzkrise in der Kritik, da sie einerseits die Krise durch Herabstufungen fördern und andererseits die Vergabenoten für Bonitätskriterien intransparent sind. Intransparenz ist kein Kritikpunkt des Forschungsrating, doch Gemeinsamkeiten zwischen den zwei Formen der Bewertung gibt es schon. Beide veröffentlichen ihre Ergebnisse nicht in Ranglisten, sondern bewerten anhand von Noten. Außerdem müssen sie gegen den ständigen Druck der Weiterentwicklung ankämpfen und das Rating aktualisieren. Dass es für Hochschulen in naher Zukunft auch private Agenturen geben wird, die Aussagen über die Qualität der Forschung treffen, kann bislang kaum vermutet werden. Es lässt sich somit der Schluss ziehen, dass die Ratings nach demselben Prinzip entwickelt wurden und Experten zum Beurteilen einsetzen wie die Modelle in der Finanzwelt. Aber in ihrer Durchführung differenzieren sie stark. Foto: Makrodepecher/pixelio