Newsletter

Mit unserem Newsletter immer auf dem Laufenden.

Newsletteranmeldung

Archiv

Das Archiv bietet Ihnen ältere Ausgaben aus den Jahrgängen 2003 bis 2017 der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement im PDF-Format kostenlos zum Download.

Zum Archiv

Themendiskussion

Diskutieren Sie unsere Themen oder schlagen Sie uns Themen für die nächsten Ausgaben vor.

Themen diskutieren
Themen vorschlagen

Aktuelle Ausgaben
Jahresband 2025
Jahresband 2025
Weg zur weltweiten Öffnung
Jahresband 2023/24
Jahresband 2023/24
Alle 2023-2024 erschienenen Artikel zum Nach-Lesen
Jahresband 2022
Alle 2022 online erschienenen Artikel zum Nach-Lesen
Jahresband 2021
Alle 2021 online erschienenen Artikel zum Nach-Lesen
Sonderausgabe 2020
Sonderausgabe 2020
special Archiv

Das Archiv bietet Ihnen die special Beilagen zur Zeitschrift Wissenschaftsmanagement aus den Jahrgängen 2004 bis 2013 im PDF-Format kostenlos zum Download.

„Mission (Im)Possible“?! – Hochschulen und gesellschaftliches Engagement

news

Sabina Fleitmann

Tagungsbericht

„Mission (Im)Possible“?! – Hochschulen und gesellschaftliches Engagement

Tagung "Mission Gesellschaft: Hochschulbildung durch gesellschaftliches Engagement" am 25. und 26. April 2013 in Berlin

Stifterverband und Stiftung Mercator mit ihrem Förderprogramm 'Mehr als Forschung und Lehre! Hochschulen in der Gesellschaft' sowie die Robert-Bosch-Stiftung zusammen mit der Stuttgarter Agentur mehrwert in ihrem Programm 'Do it! Service Learning für Studierende' haben das in den letzten Jahren wachsende Bewusstsein für die Rolle der Hochschulen in der (Zivil-)Gesellschaft aufgegriffen und Projekte verschiedener Hochschulen in diesem Bereich gezielt gefördert. Die geförderten Projekte wurde jetzt auf der Berliner Tagung 'Mission Gesellschaft' präsentiert und durch ein Resümee der beteiligten Akteure vor interessierten Teilnehmern aus anderen Hochschulen ergänzt.

„Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit: Hochschulen sind Teil der Gesellschaft … Und das bedeutet: Hochschulen sind nicht nur Dienstleister, die in einer Quasi-Geschäftsbeziehung zur Gesellschaft stehen und für ihre (Dienst-)Leistungen … entlohnt werden. Als Teil der Gesellschaft sind Hochschulen vielmehr dem gesellschaftlichen Ganzen gegenüber verpflichtet und umgekehrt.“
(Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Stiftung Mercator, hg., „Sozial und engagiert: Das Programm 'Mehr als Forschung und Lehre'“, 2013)

In spannenden und durchaus kontroversen Podiumsdiskussionen sowie einer Round Table Session mit allen Teilnehmern wurden Konzepte und Herangehensweisen an dieses Thema dargestellt, die Rolle des gesellschaftlichen Engagements für die Profilbildung der Hochschulen diskutiert und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt. Dabei zeigte sich durchgängig, dass das Thema des gesellschaftlichen Engagements in und von Hochschulen tatsächlich noch so „neu“ und von vielfältigen Ansätzen und Interpretationen geprägt ist, dass eine einheitliche Ausrichtung nicht zu erkennen ist. Die Beantwortung der Frage „Worum geht es hier eigentlich?“ sowie eine wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit diesem hochschulischen Aufgabenfeld stehen noch aus. Was genau bedeutet „gesellschaftliches Engagement“, und wer engagiert sich da – „die“ Hochschule, die Wissenschaftler, die Lehrenden, die Studierenden?

Allein die Begrifflichkeiten, die von „Service Learning“ über „Community based Reseach“ bis hin zu „Social Entrepreneurship“ reichen und jeweils andere Inhalte, Vorgehensweisen und Konzepte meinen, machen die Problematik deutlich. Und – wie es ein Podiumsteilnehmer ausdrückte – haben wir in den Hochschulen „das“ nicht schon immer gemacht – sind also zum Beispiel mit Projektstudium und ähnlichen Formen in die Gesellschaft und die Wirtschaft hineingegangen und haben uns als Hochschule hier eingebracht? Ist also gesellschaftliches Engagement nicht eine Selbstverständlichkeit, über die zu reden sich nicht lohnt? Wird Social Learning auf Dauer Spielweise von NPO-orientierten Studiengängen bleiben oder wird es, mit Guter Lehre und Forschungsauftrag verknüpft, beständiger Faktor in Hochschulen werden?

Holger Backhaus-Maul und Christiane Roth, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, haben in einer Studie zur Entwicklung von Service Learning, deren Ergebnisse sie bei der Tagung vortrugen, ein unstrukturiertes und zahlenmäßig noch nicht allzu breites Feld vorgefunden: Sie sehen Service Learning als Indiz einer zivilgesellschaftlichen Öffnung, das durchaus Eingang gefunden habe in die Profilbildung von Hochschulen. Damit aber das Thema nicht nur '“Randglosse“ bleibe, müsse es genauer erforscht und bestimmt werden, und es werde sich in den kommenden Jahren zeigen, ob die Idee des Service Learning strukturell wirksam werde.

Auf diesem Hintergrund ist auch das Spektrum der geförderten Projekte zu verstehen: am einen Ende des Spektrums die von vier Münchner Hochschulen getragene 'Social Entrepreneurship Akademie' mit ihren drei Säulen „Qualifizierung“, „Gründungsförderung“ und „Netzwerk“, die auf „unternehmerisches Handeln und Denken als Basis nachhaltigen Erfolgs sozialer Ideen“ setzt; am andere Ende des Spektrums das Projekt 'Hochschule vor Ort in der Dortmunder Nordstadt' der Fachhochschule Dortmund. Die Mehrzahl der Projekte baut auf das Engagement in der Lehre, aber auch das Thema als Forschungsschwerpunkt kommt nicht zu kurz (Universität Duisburg-Essen).

Entsprechend unterschiedlich positionierten sich auch die Podiumsgäste: auf der einen Seite Ulrich Schreiterer, Senior Researcher des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, der eine „Mission Gesellschaft“ der Hochschulen als „mission impossible“ kritisierte, die gesellschaftliche Aufgabe der Hochschule auf ihre Ausbildungsfunktion beschränkt wissen wollte und die Frage stellte, ob denn die Hochschule wirklich ein Akteur der Zivilgesellschaft sein solle; auf der anderen Seite Bernd Kriegesmann und Wilhelm Schwick, die Rektoren der Hochschulen Gelsenkirchen und Dortmund: „Wir positionieren uns als Hochschule des sozialen Aufstiegs und wollen soziale Selektivität aufbrechen.“ „Es braucht Menschen, die für diese Sache brennen, da reicht nicht ein Leitbild, das irgendwann in der Schublade landet, und dann ist business as usual“.

Und in der Mitte Karl Dieter Grüske, Vizepräsident HRK, der zwar auf der einen Seite die gesellschaftliche Verantwortung der Hochschulen bejahte, auf der anderen Seite aber eingestand, dass das Thema kein zentraler Schwerpunkt der HRK sei.

Einer Meinung waren die Akteure aber darin, dass hochschulisches Engagement in und mit der Zivilgesellschaft (bis jetzt jedenfalls) stark von prägenden Persönlichkeiten und einzelnen Initiatoren innerhalb der Hochschule abhängt – und damit andererseits durchaus perspektivisch als „Feld“ für Wissenschaftsmanager gelten kann. Damit bietet sich auch die Möglichkeiten, sich in einem noch in den Anfängen begriffenen „Markt“ als Wissenschaftsmanager und als Hochschule zu positionieren. Die Zeppelin University, eine der geförderten Hochschulen, hat zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass die Integration der Wissenschaftler in das Projekt nicht wirklich gelungen ist, und deshalb die Rolle eines zentralen Wissenschaftsmanagers entscheidend war. Die oben genannte Münchner Akademie trägt sich aus eigenen Mitteln und finanziert unter anderem einen eigenen Finanzmanager.

Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands, gab den Anwesenden in dieser Hinsicht aber auch mit auf den Weg, dass der Stifterverband das Thema nicht durch eine weitere Förderrunde vorantreiben werde, und die Akteure auf Dauer neben den „Einzeltätern“ in den Hochschulen selbst auch Repräsentanten wie Hochschul-Präsidenten oder HRK-Vertreter brauche, die bereit seien, das Thema zu dem Ihren zu machen und offensiv zu vertreten. Ebenso brauche es mittel- und langfristig eine Verankerung in den Hochschulbudgets. Sonst bestehe die Gefahr, dass gesellschaftliches Engagement von Hochschulen ein Nischenthema ohne allzu große Wirksamkeit bleiben werde.

Infos unter: www.stifterverband.de

Anmerkung
Das 'Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung', einer der Mitinitiatoren der Tagung, wird in der kommenden Printausgabe 3/13 vorgestellt.

Autorin
Dr. Sabina Fleitmann
Inhaberin von ProfiL / Beratung-Management-Bildung für Verbände und Hochschulen
www.profil-fleitmann.de

 

Foto: Gerd Altmann/pixelio