Ein langer Weg
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Aktuelle Diskussion - Interne Internationalisierung der Hochschulen
Ein langer Weg

Aber nicht nur in der direkten Kommunikation mit den Verwaltungsangestellten ergeben sich für internationale Studierende und Wissenschaftler, die über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse verfügen, oft große Schwierigkeiten. Denn in der Regel liegen Formulare, Verträge oder Erläuterungen nur in deutscher Sprache vor, mit dem Verweis auf die verbindliche Rechtssprache. Nur in löblichen, aber zum Glück zunehmenden Ausnahmefällen sind solche wichtigen Papiere in englischer Übersetzung zugänglich und dann auch noch auf eigens für die internationalen Gäste eingerichteten Webseiten leicht auffindbar. Überhaupt sind Hochschul-Webseiten, die sich sprachlich und inhaltlich an ihren internationalen Zielgruppen ausrichten, noch eine große Aufgabe. Dazu gehören auch die Stellenausschreibungen, die in der Regel deutschsprachig sind und sich so nicht an eine internationale Klientel richten (können). Auch im sonstigen Hochschulalltag kann das Sprachproblem viele internationale Gäste vor große Herausforderungen stellen. Dazu gehören beispielsweise die meist nur in deutscher Sprache vorhandenen Mensa-Pläne oder Campus-Beschilderungen.
Missverständnisse und Frust
Aber nicht nur geringe Englischkenntnisse in der Verwaltung, im täglichen Hochschulalltag oder auch bei den deutschen Hochschullehrern sind für internationale Gäste ein Problem. Das mangelnde Verständnis für andere Kulturen sowohl in der Hochschulverwaltung als auch in Lehre und Forschung führt oft zu Missverständnissen und gegenseitigem Frust. Immer mehr Hochschulen bieten deshalb Englischkurse und interkulturelle Trainings an. Aber der Wille der zentralen Hochschuleinrichtungen nach mehr Internationalität entspricht oft nicht den dezentralen Wünschen und Bedürfnissen der Fakultäten oder auch einzelner Professoren. Das strategische Internationalisierungsziel einer Hochschule dringt oft nicht durch bis in einzelne Fachbereiche oder wird dort nicht entsprechend verfolgt. Das ist zum Teil auch ein Ressourcenproblem, denn an den Hochschulen gibt es zu wenig Internationalisierungsbeauftragte.
Eine gelungene interne Internationalisierung kann auch zu wachsender Auslandsmobilität der eigenen Studierenden führen. Hierfür mehr Mobilitätsfenster in den Curricula zu eröffnen, ist genauso wichtig wie eine bessere Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen. Ebenso könnte die Auslandsmobilität durch die Hochschullehrer und hier vor allem die Professoren unterstützt werden, wenn sie frühzeitig bei ihren Studierenden dafür werben würden, anstatt, wie es beispielsweise bei vielen MINT-Fächern im Bachelor-Studium der Fall ist, von einem Studienaufenthalt im Ausland abzuraten.
Die große Zahl internationaler Studierender und Wissenschaftler ist sicher ein gutes Zeichen für die voranschreitende Internationalisierung der deutschen Hochschulen. Aber nun gilt es, auch intern an den Hochschulen Bedingungen und Strukturen zu schaffen, die den Internationalisierungsprozess unterstützen und vorantreiben können. Viele Hochschulen haben, auch mit Unterstützung des Kursangebotes der Internationalen DAAD Akademie, damit begonnen und es gibt erste erfolgreiche Ansätze. Aber es ist noch ein langer Weg, bis die Internationalisierung die Hochschulen auch von innen durchdrungen hat.
Foto: Michael Jordan
Einen weiteren Beitrag zum Thema "Internationalisierung" und Beiträge zum Schwerpunkt "Kooperationen Wissenschaft & Wirtschaft" lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von WISSENSCHAFTSMANAGEMENT.