Strategische Steuerung und Kommunikation
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Forschungsrating
Strategische Steuerung und Kommunikation
Im Unterschied zum anglo-amerikanischen Sprachraum können Rankings und verwandte Formen des Leistungsvergleichs in Deutschland auf keine lange Tradition zurückblicken. Spätestens aber mit dem DFG-Förderranking (heute DFG-Förderatlas), das der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im Jahr 2000 mit auf den Weg gebracht hat, haben Rankings im Kontext der Bewertung und Steuerung von Forschungsleistungen auch im deutschen Wissenschaftssystem Relevanz erlangt. Rankings und Ratings legen Leistungsunterschiede offen und erlauben den Institutionen und Fachgemeinschaften eine Positionsbestimmung im nationalen oder internationalen Vergleich. Sie eignen sich damit als Orientierungshilfe für strategische Planungen oder Investitionsentscheidungen und vermögen einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung von Transparenz und Wettbewerb im Wissenschaftssystem zu leisten. So hoch die Erwartungen an die Wirkung und den Nutzen von Rankings und anderen vergleichenden Bewertungsverfahren einerseits sind, so vehement ist aber auch die Kritik andererseits. Als Argumente gegen den Einsatz von Rankings und Ratings werden methodische Schwächen der Verfahren, der finanzielle, zeitliche und intellektuelle Aufwand bei Bewerteten und Gutachtern sowie nicht-intendierte Effekte inklusive des Missbrauchs der Ergebnisse angeführt.
Das Für und Wider von Rankings spiegelt die seit einigen Jahren heftig geführte Auseinandersetzung um die Bewertung und Steuerung von Forschungsleistungen wider. Zwischen unabweisbaren externen Erwartungen an die Wissenschaft und ihren legitimen Autonomieansprüchen scheint ein unauflösbarer Konflikt zu liegen (Wissenschaftsrat 2011a). Angesichts der zunehmenden Zahl von Rankings, Ratings, Evaluationen und Berichtspflichten drängt sich durchaus die Frage auf, wie viele Erhebungen den Institutionen wie den einzelnen Wissenschaftlern zuzumuten sind. Die Teilnahme an Rankings gänzlich zu verweigern und sich damit dem Vergleich mit anderen Einrichtungen zu entziehen, würde die Rückkehr zu einem Status quo ante bedeuten, in dem wissenschaftliche Leistungsbewertungen auf Reputationen beruhen und somit für Außenstehende kaum transparent sind. Dies wäre weder wünschenswert noch zielführend. Höchste Zeit also, die Debatte zu versachlichen und pragmatisch nach Möglichkeiten zu suchen, die Verfahren der vergleichenden Forschungsbewertung zu optimieren. Mit diesem Anspruch wurde auch das Forschungsrating des Wissenschaftsrates entwickelt, das im Jahr 2005 in die Pilotphase gestartet ist und nunmehr in vier Fächern erprobt wurde (Wissenschaftsrat 2008, 2011b). Die anstehende Entscheidung über die Zukunft des Verfahrens haben Stifterverband und Wissenschaftsrat zum Anlass genommen, die Bedeutung von Rankings und Ratings für verschiedene Nutzerkreise näher zu beleuchten. Unter der Beteiligung von rund 130 Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien fand am 21. September 2012 im Wissenschaftszentrum Bonn die von Stifterverband und Wissenschaftsrat gemeinsam veranstaltete „Nationale Tagung zur Bedeutung des Forschungsratings als Instrument der strategischen Steuerung und Kommunikation“ statt.
Den vollständigen Artikel von Thomas May und Andreas Schlüter sowie weitere Beiträge zum Schwerpunktthema Forschungsrating von Reinhard Hüttl, Gero Federkeil, Martin Stratmann und Helene Schruff, Ellen Hazelkorn sowie Alfred Kieser finden Sie in der kommenden Ausgabe von Wissenschaftsmanagement.
Weitere Informationen zur „Nationale Tagung zur Bedeutung des Forschungsratings als Instrument der strategischen Steuerung und Kommunikation“ von Stifterverband und Wissenschaftsrat finden Sie unter: http://www.wissenschaftsrat.de/aktuelles-presse/veranstaltungen/national...
Foto: Uschi Dreiucker/pixelio