Vorausschauende Hochschulentwicklung
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Governance & Management
Vorausschauende Hochschulentwicklung

Hochschulen zeichnen sich bekannterweise durch eine spezifische Form der organisationalen Steuerung aus. Es existieren zahlreiche hochschullokale Rationalitäten, die dazu führen, dass sich das Orchestrieren der Gesamtorganisation „Hochschule“ durch hohe Komplexität auszeichnet. Fakultäten/Fachbereiche einer Hochschule sind zuweilen allein durch das gemeinsame Dach miteinander verbunden. Interdisziplinäre Kooperationen zwischen Fakultäten/Fachbereichen der gleichen Hochschule finden teilweise statt, teilweise jedoch unterbleiben sie auch.
Strategische Entwicklungsplanung in Hochschulen: Aktuelle Herausforderungen
Die Institution Hochschule ist geprägt durch eine Polarität von Wissenschaft und wissenschaftsunterstützendem Bereich mit ihren jeweils unterschiedlichen Denk- und Handlungslogiken sowie Freiheitsgraden. Insofern ist das Steuern des diversen Organismus Hochschule eine große Herausforderung. Dieses gilt umso mehr bei Planungen, welche die gesamte Hochschule betreffen. Hochschulentwicklung findet gemäß hochschulischem Selbstverständnis auf verschiedenen organisationalen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen statt. Im Folgenden werden die gesamthochschulische Entwicklungsplanung, die Organisationsentwicklung in Hochschulen, die Strategien von Organisationseinheiten sowie die Gestaltung von Lern- und Lehrangeboten betrachtet.
Gesamthochschulische Entwicklungsplanung
Mittlerweile sind Hochschulen sehr gut vertraut mit dem Erstellen oder Aktualisieren eines Hochschulentwicklungsplans (HEP). Dieser beschreibt im Regelfall die strategische Ausrichtung sowie gesamthochschulische Vorhaben in den kommenden fünf Jahren. Doch wie zukunftsfähig sind die üblichen Ansätze der Erstellung eines HEP? Eine Analyse der HEP der öffentlich-rechtlichen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2018 offenbart, dass die wenigsten Hochschulen hierin die Entwicklung einer eigenen hochschulweiten Digitalisierungsstrategie angeben (Getto/Schulenburg 2018, 36). Die Relevanz einer entsprechenden Digitalisierungsstrategie hat sich – insbesondere forciert durch die gegenwärtige Pandemie – im Bewusstsein von hochschulischen Verantwortungsträger:innen erheblich erhöht, wie zahlreiche aktuell laufende Projekte zur Entwicklung solch einer Strategie offenbaren.
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Fazit
Hochschulen haben die Chance, ihre strategische Entwicklungsplanung mit Hilfe der Ansätze der strategischen Vorausschau um eine mittel- bis langfristige Perspektive zu erweitern. Gemeinsam mit den intern und gegebenenfalls extern Beteiligten können sie eine „Foresight Literacy“ aufbauen, mit deren Hilfe die Institution Hochschule als lebendiges, zukunftsoffenes, agiles und dialogorientiertes System weitergedacht und -entwickelt werden kann. Denn: Gerade in einer Zeit, in der die Deutungshoheit über die Zukunft zunehmend von Kräften beansprucht wird, die sich von einer wissenschaftlich fundierten Rationalität abwenden, sind die Hochschulen in besonderem Maße gefordert, sich aktiv in den gesellschaftlichen Zukunftsdiskurs einzubringen.
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Jens Engelke ist Principal Consultant, Trainer & Coach bei CHE Consult und verantwortlich für Strategie-, Organisations-, Personal- und Führungskräfteentwicklung.
Dr. Christian Grünwald ist Foresight Director bei der Z_punkt GmbH, Strategische Vorausschau im öffentlichen Sektor: Ministerien, Verbände und regierungsnahe Institutionen.
Julia Klingemann, Principal Consultant, Systemischer Coach bei CHE Consult. Zuständig für die Strategische Organisations- und Personalentwicklung, Fokus: Hochschulen und Verbände.
Andreas Neef ist als Managing Partner bei Z_punkt GmbH für die Gestaltung und Leitung anspruchsvoller Foresight-Projekte für Großunternehmen und öffentliche Institutionen zuständig.
Bild: CHE Consult/Z_punkt GmbH