Artensterben im Wissenschaftsbetrieb
news
Essay
Artensterben im Wissenschaftsbetrieb

Mittlerweile allerdings werden solche Wissensbestände systematisch in Frage gestellt und an die Stelle des Wissens als im platonischen Sinne verstandenen Ausdruck des unveränderlich Existenten (Platon 1982), treten zunehmend die Modi des Fürwahrhaltens im Gewand des Meinens, des Glaubens und des Fühlens. Dabei sind allerdings – das betont Platon – „Wissen und Meinen etwas Verschiedenes“ (Platon 1982, 283). Sie beziehen sich im Diskurs auf unterschiedliche Gegenstände und Bereiche des Erkennens. Häufig scheint allerdings eine sachliche Auseinandersetzung mit Wissens-Inhalten als zu anstrengend empfunden zu werden. Immer wieder wird die Zumutung, sich um dieses Wissen im Sinne einer objektiven Rechtfertigung zu bemühen, durch Verweise auf eben jenes Meinen, Glauben und Fühlen zurückgewiesen.
(…)
Fazit
Wissenschaft lebt von Diskursen und dem Austausch belastbarer Argumente auf der Suche nach zwingender Logik. Die akademische Welt beinhaltet naturgemäß unterschiedliche Standpunkte und methodische Zugänge, weil sachlogisch Erkenntnismethoden durch die jeweiligen Erkenntnisgegenstände bestimmt werden. Und schließlich diktiert traditionell Wissenschaft nicht, was als Wahrheit und Lüge angesehen werden muss, sondern sucht Falsifikationen einerseits und kulturelle Vielfalt andererseits. Aktuell führen allerdings ökonomischer Druck an den Universitäten, zeitgeistabhängige Diskurskultur und disziplinübergreifende Aufwertung quantitativ-hypothesenprüfender Forschung zu einer Rückwärtsentwicklung von europäischen Errungenschaften und verweisen auf eine Postaufklärungsgesellschaft. Vereindeutigungstendenzen im Wissenschaftsbetrieb bedrohen den Wesenskern der Wissenschaft.
Den kompletten Artikel können Sie weiter unten downloaden.
Prof. Dr. Stephan Ellinger und Prof. Dr. Oliver Hechler lehren und forschen am Lehrstuhl für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen der Fakultät für Humanwissenschaften an der Universität Würzburg.