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Zusammenarbeit und Führung

news

Maja Laumann, Stephanie Kessens-Wittemann und Nicole Böhmer

Hochschulentwicklung

Zusammenarbeit und Führung

Hochschulentwicklung in bewegten Zeiten

Zusammenarbeit und Führung sind an Hochschulen aufgrund von unterschiedlichen Beschäftigtengruppen und Aufgabenfeldern oft herausfordernd. Die Kohäsion innerhalb der Organisation ist gleichzeitig erfolgsentscheidend. Dieses Spannungsfelds hat sich die Hochschule Osnabrück angenommen und hierzu einen breit angelegten Organisationsentwicklungsprozess initiiert. Ähnlich einem Werkstattbericht zeigt dieser Artikel auf, wie die Hochschule Osnabrück die Transformation von Zusammenarbeit und Führung auf Basis eines partizipativen und agilen hochschulweiten Projekts gestaltet. Lessons Learned für das Hochschulmanagement werden abgeleitet.

Wissenschaftsmanagement - Governance & Management

Um die Zusammenarbeit und praktizierte Führung zu gestalten, hat die Hochschule Osnabrück im Frühjahr 2019 einen partizipativen und agilen Prozess begonnen. Dieser Prozess mit seinen Schritten, Ergebnissen und Herausforderungen wird im Folgenden vorgestellt. Ziel ist es dabei, Erfahrungen zu teilen und Implikationen für beteiligungsorientierte und agile Organisationsentwicklungsprozesse in Hochschulen abzuleiten.

Kontext und Zielsetzung
Im Bereich Zusammenarbeit und Führung sieht sich die Hochschule Osnabrück wie auch andere Hochschulen zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Dazu gehören das Wachstum der Hochschule, das sich in steigenden Studierenden- und Beschäftigtenzahlen niederschlägt, sowie sich verändernde und neue Tätigkeitsfelder. Die Anforderungen moderner Hochschulsteuerung und -organisation verändern zudem die erforderliche Kooperation zwischen Wissenschaft und wissenschaftsunterstützendem Bereich. Auch die fortschreitende Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen in den Bereichen von Forschung, Lehre, Studium und Verwaltung. Diese Veränderungen beeinflussen alle Hochschulmitglieder und auch Prozesse der Führung und Zusammenarbeit.

Vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen im Themenfeld „Zusammenarbeit und Führung“ hat sich die Hochschule Osnabrück Ende 2018 auf den Weg gemacht, grundlegende Fragen zu beantworten. Dabei wurden die beiden Themen nicht losgelöst voneinander betrachtet, da es neben hierarchischen Führungsstrukturen vielfältige Strukturen und Handlungssettings gibt, in denen Kooperation, gemeinsame Entscheidungsfindung, empowerte Mitarbeitende oder auch Ordnungen, Richtlinien und Prozesse für das Handeln und die Zielerreichung der Hochschule ausschlaggebend sind. Es sollte eine Verständigung darüber geben, wie diese unterschiedlichen Aspekte austariert werden, wie sich die Hochschule diese im Einzelnen vorstellt und welche Erwartungen damit einhergehen.

Hierzu wurde ein Prozess zum Austausch und zur Auseinandersetzung mit der Frage angeregt, wie Zusammenarbeit und Führung an der Hochschule Osnabrück gelebt werden sollen. Ziel sollte es sein, ein gemeinsames Verständnis zu formulieren, das unter anderem gegenseitige Erwartungen sichtbar macht und zur Rollenklärung beitragen kann.

Dreh- und Angelpunkt: Der Kolleg-Prozess
Im folgenden Abschnitt wird das für den Organisationsentwicklungsprozess zentrale Kolleg konkret vorgestellt. Wichtig war dabei, Personen mit unterschiedlichen Perspektiven auf Führung an der Hochschule einzubinden. 24 Hochschulmitglieder aus allen Statusgruppen, Fakultäten sowie den zentralen Servicebereichen wurden eingeladen. Auch weil Mitglieder des Präsidiums im Kolleg mitarbeiten wollten, wurde ein externes Moderator:innen-Tandem hinzugezogen, das sich durch viel Erfahrung in agilen Organisationsentwicklungsprozessen auszeichnete. In der Zeit von Oktober 2019 bis März 2020 trafen sich die Kolleg-Mitglieder zu sechs Workshops. Mit nur sechs Workshops innerhalb weniger Monate waren die Ziele des Prozesses ehrgeizig – gleichzeitig war es möglich, die Motivation für den individuellen Beitrag der Teilnehmenden in diesem engen Zeitraum hoch zu halten.

In den Workshops wurde zunächst gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und eine Standortbestimmung der unterschiedlichen Sichtweisen auf die aktuelle Zusammenarbeit und Führung in der Hochschule entwickelt. Hierzu wurde die Gruppe zum achtsamen Zuhören auch über Statusgruppen hinweg angeleitet.

Handlungsfelder als Ergebnis des Kollegs
Das Ergebnis des gemeinsamen Arbeitsprozesses im Kolleg sind 15 Handlungsfelder. Die Darstellung der Handlungsfelder erfolgt in Form von 15 „Kacheln“, die jeweils für ein Handlungsfeld mit zugehörigem Symbol stehen. Diese Form der Darstellung verdeutlich die oben beschriebene Offenheit des Kolleg-Prozesses: Denn erst gegen Ende des Kollegs entstand die Idee dieser Visualisierung aus dem Anliegen, eine nachhaltige Organisationsentwicklung zu initiieren, die Raum lässt für die unterschiedlichen Bedarfe und Prioritäten der Hochschulmitglieder. Dabei lehnt sich die Visualisierung an die 17 Sustainable-Development-Goals der Vereinten Nationen an, die als gutes Beispiel für ein flexibles Instrument zur Zielerreichung gesehen wurden.

Implementierung der Handlungsfelder
Bei der Umsetzung der Kolleg-Ergebnisse wurden zwei Perspektiven fokussiert:

  • Der gesamten Hochschule oder auch einzelnen Organisationseinheiten sollen Angebote gemacht werden, die eine nachhaltige Implementierung der Handlungsfelder unterstützen. Letztendlich ist das Ziel, die jeweiligen Handlungsfeld-Visionen zur gelebten Hochschulkultur werden zu lassen.
  • Jedes Hochschulmitglied soll die Möglichkeit haben, sich individuell mit den Handlungsfeldern auseinanderzusetzen. Damit verbunden ist das Ziel, die individuelle Kompetenzentwicklung mit Blick auf „Zusammenarbeit und Führung“ zu fördern.

Gleichzeitig soll es bei der Umsetzung weniger darum gehen, ein „Ideal“ von Zusammenarbeit und Führung zu erreichen, als vielmehr darum, zu wichtigen Themenfeldern auf sehr unterschiedlichen Ebenen und Aufgabenfeldern der Organisation ins Gespräch zu kommen und daraus mögliche Handlungsschritte für die Weiterentwicklung der Hochschule Osnabrück abzuleiten. Wichtig ist hierbei, dass der partizipative und agile Ansatz aus dem Kolleg-Prozess in der Implementierungsphase fortgesetzt wird.

Um die Kolleg-Ergebnisse hochschulweit bekannt zu machen, initiierte das Präsidium in Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich Personalentwicklung eine Veranstaltungsreihe „Zusammenarbeit und Führung“. Dafür sind zunächst 15 Veranstaltungen in den kommenden Semestern geplant, um den 15 Handlungsfeldern Raum zu geben. Jede Veranstaltung lädt dazu ein, mit Unterstützung eines/r Expert:in ein Handlungsfeld aus dem Kolleg-Ergebnis kennenzulernen und dazu in den Austausch zu treten. Dementsprechend sind die Veranstaltungen unterschiedlich konzipiert. Gemeinsam mit dem Institut für Theaterpädagogik wird beispielsweise ein Format basierend auf theaterpädagogischen Methoden gestaltet, das die Auseinandersetzung mit dem Handlungsfeld „Wertschätzender Umgang“ anregt beziehungsweise für einen wertschätzenden Umgang miteinander in der Hochschule sensibilisiert.

Lessons Learned
Für den angestoßenen Prozess „Zusammenarbeit und Führung“ hat es sich bislang als erfolgsförderlich erwiesen, dass von Anfang an ein Gesamtprozess konzipiert wurde, in dem das Kolleg einen (zentralen) Teil darstellt. Diese Gesamtsicht zahlt sich nach Kolleg-Abschluss aus und sichert die Anschlussfähigkeit des Folgeprozesses mit Implementierung und Evaluation. Hierfür dient auch das Zusammenspiel mit der hochschulweiten Befragung. Diese Kopplung unterstützt zudem die Relevanz und Glaubwürdigkeit des Kolleg-Ergebnisses und kann dessen Akzeptanz, gerade auch bei Wissenschaftler:innen, erhöhen.

Initiiert und mitgetragen wird der Prozess durch die Hochschulleitung. Deren Rolle und aktive Unterstützung im Themenfeld „Zusammenarbeit und Führung“ ist einerseits eine zentrale Gelingensbedingung, andererseits aber auch eine Herausforderung. Deshalb war es gemäß Gegenstromprinzip wichtig, von Anfang an Bottom-up-Einflüsse in die Prozessgestaltung aufzunehmen. Außerdem kam es bei der Mitwirkung der Hochschulleitung auf Augenhöhe an.

Für das Kolleg im Besonderen war es zentral, bereits in die Planung Gremien und Interessenvertretungen einzubinden und die Zusammensetzung dieser Gruppe gemeinsam vorzunehmen. Die hochschulweite und vielfältige Besetzung des Kollegs bezogen auf Rollen und Perspektiven der Teilnehmenden auf Zusammenarbeit und Führung ermöglichte einen breiten Blick auf das Themenfeld. Alle Statusgruppen waren an der Ergebnisentwicklung beteiligt und das Ergebnis hat dadurch das Potenzial, allen Statusgruppen gerecht zu werden und Zugang zu den Handlungsfeldern zu bieten. Das partizipative Vorgehen bei der Initiierung des Kollegs hat zudem das Vertrauen in dessen Arbeit unterstützt und nach dessen Abschluss zu einer positiven Würdigung des Ergebnisses beigetragen. Das bietet einen guten Ausgangspunkt für die Ergebnisumsetzung.

Fazit
Die Hochschule Osnabrück hat sich auf den Weg gemacht, Antworten auf die Frage zu finden, wie sie Zusammenarbeit und Führung in der Zukunft leben will. Hierfür wurde ein ergebnisoffener Prozess gestartet und beteiligungsorientierte Formate der Organisationsentwicklung werden umgesetzt. Zentrales Element war zunächst das Kolleg zu „Zusammenarbeit und Führung“, das mit 15 Handlungsfeldern eine innovative Grundlage für die Entwicklung der Hochschule im Themenfeld „Zusammenarbeit und Führung“ erarbeitet hat. Damit wurde eine wichtige Etappe im Gesamtprozess erreicht – weitere stehen aus. Für deren Erreichen kommt es darauf an, die Handlungsfelder mit Leben zu füllen.
 

  • Der komplette Artikel ist im ► Onlineshop von Lemmens Medien erhältlich. Den Abonnenten der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement steht der gesamte Beitrag in ihren Accounts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Maja Laumann ist Leiterin des Geschäftsbereiches Personalentwicklung an der Hochschule Osnabrück.

Stephanie Kessens-Wittemann ist Mitarbeiterin im Geschäftsbereich Personalentwicklung an der Hochschule Osnabrück.

Prof. Dr. Nicole Böhmer ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre insbesondere Personalmanagement und Mitglied des Stiftungsrats der Hochschule Osnabrück.