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Neue Kultur der Kooperation entwickeln

news

Markus Lemmens

Wissenschaftsmanagement Crossmedial

Neue Kultur der Kooperation entwickeln

Best Experts Enterprising Science – eine Idee, die Anregungen der Wirtschaft spiegelt und auf www.wissenschaftsmanagement.de/aktuelle-umfrage zur Diskussion steht

Der Juni war ein innovativer Monat: Vor zwei Jahren luden der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (SV) und die Britische Botschaft nach Berlin zum Kongress „Enterprising Knowledge“ ein. Die Resonanz unter Experten war sehr gut. Die damit verbundene Hoffnung, dass das griffige Begriffspaar anschließend die deutsche Innovationsdebatte bestimmen könnte, wurde aber enttäuscht.

Zur Umfrage: www.wissenschaftsmanagement.de/aktuelle-umfrage

Vielleicht sind die Briten erfolgreicher. Mit „Enterprising Science“ brachten das Science Museum, das Kings College und der BP Konzern in London im Juni 2013 ein Video zu ihrer neuen fünfjährigen Kooperation auf den Weg. Wissenschaft und Gesellschaft verbinden, Chancen für alltägliche Anwendungen zeigen sowie neue Formen im Wissenstransfer darstellen – in einem informellen Rahmen sollen Familien, Schüler, Studierende und Bürger über Forschung und Innovation informiert werden. Das zeigen die eingespielten Meinungen im Video. Die britischen Bürger sollen verstehen, wie „Enterprising Science“ funktioniert, was sie alle davon haben und warum eine Gesellschaft Wissenschaft für Innovationen braucht. Ende offen.

Strategien der Bundesländer

Das lnnovationsthema beschäftigt auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Im Juni behandelte der Senat die Forderung der EUKommission hinsichtlich einer stärkeren Innovationsorientierung der deutschen Hochschulen. Deren mangelnde Mitwirkung bei der Formulierung und Umsetzung von Innovationsstrategien durch die einzelnen Bundesländer wird kritisiert. Die HRK ist sich dessen bewusst und führt eine eigene Erhebung an. HRK-Präsident Horst Hippler dazu: „Eine HRKBefragung der deutschen Hochschulen ergab, dass inzwischen ungefähr die Hälfte der Bundesländer ihre Hochschulen zufriedenstellend in die Erstellung der Strategien einbeziehen. Diese Länder haben erkannt, dass eine systemische Innovationsstrategie keine Fingerübung ist, sondern im ureigenen Interesse des Innovationsstandortes liegt.“

Was bedeutet die EU-Forderung? Nach Darstellung der HRK erwartet die EU-Kommission von den Bundesländern, dass sie bis Ende des Jahres sogenannte „Intelligente Spezialisierungsstrategien“ erarbeiten. Europaweit sollen demzufolge die Regionen ihre spezifischen Stärken weiter ausbauen, ihre Nischenspezialisierungen erkennen und ihre wissensbasierten Potenziale durch gezielte Investitionen fördern, heißt es. Unternehmen und Hochschulen sollen daher aktiv an der Entwicklung der regionalen Strategien beteiligt werden, so die HRK abschließend zur EU-Vorstellung. Das kann bedeuten: Es wird eine Verabredung zwischen den Bundesländern möglich, wonach je nach Kompetenzen und Erfahrungen des Landes gezielt Schwerpunkte ausgebaut wird. Auch hier ist das Ende offen.

Diese aktuellen Beispiele unterstreichen den Stellenwert, den Innovationen in der wissenschaftspolitischen Debatte attestiert wird. Zunehmend mahnen auch Kommentatoren in den überregionalen Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland, dass die Industrie gegenwärtig allzu zögerlich agiere, und das Neue ausblende. Die Süddeutsche Zeitung warnt zum Beispiel (22./23. Juni, Seite 26) vor der „Feigheit vor der Zukunft.“ Wenn sich beispielsweise Bosch und Siemens aus der SoIartechnologie zurückzögen und Solarworld am seidenen Faden hinge, dann müsse ernsthaft überlegt werden, wie in zehn Jahren echte Neuerungen noch hervorgebracht werden könnten.

Die Forschungsunion – das ist das zentrale innovationspolitische Beratungsgremium zur Umsetzung und Weiterentwicklung der Hightech- Strategie der Bundesregierung – spricht sich deshalb für eine neue Kooperationskultur aus. Im Frühjahr dieses Jahres erklärte sie anlässlich der Vorlage ihres Perspektivpapiers: „Um Wissen fruchtbar zu machen, sind dringend neue Formen der Kooperation notwendig, die über die hergebrachten Grenzen von Fakultäten, Ressorts, Branchen und Interessengruppen hinausgehen.“ Und der im April noch amtierende SV-Präsident Arndt Oetker ergänzte: „Wir brauchen eine Forschungskultur, die auf den lnnovationsfaktor Kooperation setzt, auf den Transfer von Wissen, Ideen und Personen, die sich in den verschiedenen Sphären von Hochschule, Unternehmen und Laboren auskennen.“

 

Bees-Grafik

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BEES-Modell zur Diskussion
Mit der geforderten neuen Kooperationskultur ist eine zentrale Frage verbunden. Spricht das bisherige Transfersystem in Hochschulen und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen den einzelnen Forscher direkt genug an, um ihn zu einem mindestens teil-unternehmerischen innovativen Denken und Handeln anzuhalten? Denn die Innovationsthemen verlangen das Mitwirken der Wissenschaft. Wurde bei bisherigen Innnovations- und Transferanreizen der Einzelne nur halbherzig angesprochen? Eine polarisierende Antwort: Ja. Deshalb möchte die Redaktion der Zeitschrift zu einer Diskussion im Netz einladen. Die Quellen zeigen, dass rund um die Idee „Enterprising Science“ in nahezu allen aktuellen Programmen und lnitiativen (beispielsweise 8. EU-Forschungsrahmenprogramm, Perspektiven der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Validierung der Helmholtz- Gemeinschaft) die Erwartungen an Transfererfolge durch Lizensierung oder Ausgründung steigen. lmmer eindeutiger werden Vorgaben formuliert. Aber viel zu selten wird überlegt, ob das Motivationsmodell für den einzelnen Forscher stimmt. Und die jährlichen Ausgründungszahlen in Deutschland, die als ein Kriterium für Transfererfolge stehen, machen viele noch so engagierte Wissenschaftsmanager nicht froh.

Best Experts – Enterprising Science: kurz BEES – könnte also das Motto eines Modells lauten. Es könnte die Grundlage für einen neuen Typus des Wissenschaftsunternehmers sein. Was ist der Kern der Idee? Der entscheidende Unterschied zur bisherigen Praxis könnte darin liegen, dass eine Firma nicht nur aus einer Hochschule heraus gegründet wird. Vielmehr finden sich die wirklich geeigneten Forscher zu einem Thema zusammen. Das kann in einer Region geschehen. Es könnte aber auch das gesamte Bundesgebiet umfassen. Wichtig: Sie kommen aus mehreren Einrichtungen. Die Wissenschaftler übernehmen dann jeweils denjenigen Bereich, der ihrer Expertise entspricht. Ein Forscher zeichnet zum Beispiel verantwortlich für die Grundlagenforschung, ein anderer bearbeitet die Fragen zur Prototypenentwicklung oder sonstigen angewandten Themen.

Warum könnte das funktionieren? Weil die Motivation der Forscher bedient wird. Denn die an einer unternehmerischen Aktivität interessierten Wissenschaftler übernehmen in der zu gründenden Firma genau den Part, den sie in ihrer Forschung ausfüllen: Jede Entwicklungsphase in der Firma wird mit der richtigen Expertise besetzt.

Der Wissenschaftsunternehmer könnte zum Pendant des Wissenschaftsmanagers werden. Während der Manager – im Vergleich zum Administrator — das große Ganze im Blick haben muss, gestaltet auch der Wissenschaftsunternehmer unterschiedliche Anforderungen „simultan“. Das wird durch die gezielte Kombination der Kompetenzen in einer neuen Firma erreicht. Das kann die angemahnten neuen Kooperationsformen hervorbringen, wie der scheidende SV-Präsident formulierte. Die Diskussion wird die Zeitschrift veröffentlichen. Auch hier ist das Ende offen.

Zur Umfrage: www.wissenschaftsmanagement.de/aktuelle-umfrage

 

Foto: Radka Schöne/pixelio