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Zum TV-Duell Merkel-Steinbrück

news

K. Rüdiger Durth

Bundestagswahl

Zum TV-Duell Merkel-Steinbrück

Die vertane Chance

17,5 Millionen Menschen haben am Sonntagabend das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) verfolgt. 90 Minuten waren beide „auf Augenhöhe“, wie viele Kommentatoren anschließend meinten. Dass beide bestens vorbereitet in diesen politischen Schlagabtausch gingen, war selbstverständlich, aber auch, dass beide die Fragen der vier Moderatorinnen und Moderatoren als Vertreter der großen TV-Gruppen im Lande nicht vorher kannten. Aber umso unverständlicher war freilich, dass Merkel überhaupt nicht und Steinbrück lediglich zu Beginn kurz das Thema erwähnte, das für die Zukunft Deutschlands existentiell ist, nämlich Bildung, Wissenschaft und Forschung. Hier wurde eine große Chance vertan.

Denn die Menschen im Lande interessiert das Thema sehr wohl – angefangen von den Eltern, die Sorge haben, dass ihre Kinder nicht ausreichend in Klassen mit einem hohen Ausländeranteil Deutsch lernen bis hin zu den Abiturienten, die durch das Zusammentreffen von G8 und G9 keinen Studienplatz und keine vernünftige Studentenbude finden. Ganz abgesehen von den vielen jungen Akademikern, die lediglich einen Zeitarbeitsvertrag erhalten oder gleich im Ausland ihr Glück suchen. Und was muss Deutschland tun, um in der wissenschaftlichen Weltspitze zu bleiben? Bei dem Streit um das NSA-Ausspionieren der Welt geht es nicht nur um die persönlichen Daten, sondern auch um das Auskundschaften wissenschaftlicher und technologischer Forschungsergebnisse, die Deutschlands wirtschaftliche Zukunft mit sichern? Das alle diese zentralen Fragen erst gar nicht angeschnitten wurden, war in erster Linie die Schuld der Moderatoren. Selbst so erfahrene politische Talk-Meisterinnen wie Anne Will oder Maybrit Illner stellten zu diesem Thema nicht eine Frage. Dass Wissenschaft und Forschung nicht zu den Themenfeldern eines Stefan Raab gehören, ist geschenkt. Haben die anderen Moderator(inn)en des politischen Duells das Thema ausgeklammert, weil es zu einem großen Teil in die Kompetenz der 16 Bundesländer fällt? Doch Hochschulbau, Exzellenz-Universitäten, Wissenschaftsgesellschaften oder Europäische Forschung sind vor allem Angelegenheiten des Bundes. Vielleicht auch deshalb ausgeklammert, weil 90 Minuten für vier Moderator(inn)en und zwei hochkarätige Politiker eine viel zu kurze Zeit sind? Mag sein, aber Bildung, Wissenschaft und Forschung werden die Zukunft Deutschlands bestimmen. Sie tun es auch heute schon. Wahrscheinlicher ist freilich, dass für alle vier Journalisten in diesem TV-Duell dieses Themenfeld keine Rolle spielte. Und auch in der sich anschließenden Jauch-Runde in der ARD spielte das Thema keine Rolle. Warum schon wieder die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und der Ex-Fußballer Paul Breitner in der sonntäglichen Talkrunde? Warum nicht einmal ein Wissenschaftler, der die fehlenden Themen hätte ansprechen können? Nicht einmal Alice Schwarzer vermisste das Thema Wissenschaft und Forschung, das auch für Frauen immer wichtiger wird? Kein Wunder, dass durch die immer gleichen Gäste in den TV-Runden das Interesse an diesem Fernsehformat immer mehr schwindet. Was Alice Schwarzer von der Bundeskanzlerin als Frau hält, ist nun wirklich politisch so unwichtig wie nur etwas. Aber auch auf den Wahlplakaten, mit denen in diesen Tagen das Land zugepflastert wird, finden sich nirgends Wissenschaft und Forschung als Thema. Für wie dumm halten die Parteien eigentlich die Wähler, vor allem auch die jungen. Denn von diesen haben inzwischen fast 50 Prozent die Hochschulreife. Es wird Zeit, dass die Parteien endlich damit beginnen, Wissenschaft und Forschung einen gebührenden Platz in ihrem Wahlkampf einräumen. Dafür können sie ruhig auf den einen Merkel- oder anderen Steinbrück - Kopf auf den Plakaten verzichten. Weil sich niemand für das Thema interessiert? Oder weil die Parteien das Thema erst gar nicht dem Wähler „zumuten“? Für Bildung, Wissenschaft und Forschung jedenfalls waren es vertane 90 Minuten Duell zwischen Kanzlerin und ihrem Herausforderer. Warum haben die TV-Sender nicht beispielsweise Ranga Yogeshwar (ARD) in das Frageteam entsandt? Dieser hätte für mehr Inhalt und mehr Spannung in diesem Duell gesorgt als die politischen Dauerunterhalter, die kaum mehr jemand sehen kann. Foto: Rainer Sturm / Pixelio