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Zum Start von Horizon 2020

news

Renate Ubachs und Gerhard Fuchs

Europäische Forschungsförderung

Zum Start von Horizon 2020

Aktuelle Diskussion zum Start der Europäischen Forschungsförderung Horizon 2020. Zwei Beiträge in der aktuellen Ausgabe von Wissenschaftsmanagement.

Neue Herausforderungen, die es anzunehmen gilt

Renate Ubachs, EU-Referentin, Humboldt-Universität zu Berlin

 

Die (neue) Bezeichnung „Rahmenprogramm für Forschung und Innovation“ für Horizon 2020 verdeutlicht den Stellenwert, den Innovation für die Europäische Union (EU) im Zuge des sich verschärfenden weltweiten Wettbewerbs in der jüngeren Vergangenheit gewonnen hat. Mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Budget von circa 70 Millionen Euro besteht Horizon 2020 vor allem aus den drei zentralen Säulen „Excellent Science“, „Industrial Leadership“ und „Societal Challenges“. Mit Horizon 2020 verfolgt die EU das Ziel, ihre Forschungsförderung im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem 7. Forschungsrahmenprogramm (FP7), noch stärker innovationsorientiert und interdisziplinär zu gestalten, das heißt, geförderte Verbundprojekte werden wesentlich anwendungsorientierter sein und zur Steigerung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen müssen. Die erste Säule „Wissenschaftsexzellenz“ als wissenschaftlich getriebener Schwerpunkt ist für die Grundlagenforschung an den Hochschulen von entscheidender Bedeutung, da sie unter anderem individuelle Grants des European Research Council an exzellente Nachwuchs- und etablierte Wissenschaftler mit bahnbrechenden Projektideen vergibt und dessen Förderung sich einer hohen Nachfrage bei Top-Wissenschaftlern erfreut. Auch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen sind für die Universitäten wichtige Förderquellen, da sie die Mobilität von Nachwuchswissenschaftlern unterstützen. Die zweite Säule „Führende Rolle der Industrie“ mit einem Budgetanteil von circa 23 Prozent wird wesentlich ein industriegetriebener Schwerpunkt in verschiedenen Technologiebereichen sein. Hier ist zu befürchten, dass die Beteiligungsmöglichkeiten vor allem für Volluniversitäten zukünftig eher geringer ausfallen werden. Im Kontext der Beantragung und Abwicklung von EU-Projekten wird es in der industriegetriebenen Verbundforschung unter dem Stichwort „Impact“ notwendig sein, die ganze Wertschöpfungskette von der Idee zum Produkt abzubilden. So wurden neue Maßstäbe für die Innovationsnähe von Projekten geschaffen.

Ziel interdisziplinäre Lösungen
Die dritte Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ als politikgetriebener Schwerpunkt besteht aus sieben Herausforderungen. Hier sollen interdisziplinäre Lösungen für übergreifende Probleme gefunden werden, die Einzelstaaten alleine nicht lösen können. Zu hoffen ist, dass in dieser Säule eine Kontinuität der europäischen Verbundforschung und damit auch eine Beteiligung der Hochschulen weiterhin möglich sein wird. Die Europäische Kommission hat nun am 11. Dezember 2013 die ersten 151 Ausschreibungen für Horizon 2020 veröffentlicht. Für Forscher europaweit heißt dies, „Berge“ von Papieren und Arbeitsprogrammen durchzuarbeiten, Kontakte zu den Kollegen aufzunehmen, um entsprechend der Vorstellungen der EU-Kommission transnationale, multidisziplinäre Konsortien für die Antragseinreichung zu bilden. Es fehlen jedoch wichtige Dokumente wie Antragsformulare. Leitfäden für Antragsteller und auch die endgültigen Versionen aller Rechtsdokumente werden noch erwartet. Die deutschen Hochschulen werden sich nun mehr denn je strategisch aufstellen und besonders auch mit der Industrie und kleinen und mittleren Unternehmen kooperieren müssen, um nicht nur in der ersten und dritten Säule erfolgreich Mittel aus dem EU-Rahmenprogramm einwerben zu können. Für die Humboldt-Universität heißt dies, vorhandene Kooperationsnetze, zum Beispiel am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof, intensiver zu nutzen und neue Kooperationen aufzubauen.

 

 

Wie gewonnen, bald zerronnen?

Gerhard Fuchs, Referent für EU-Forschungsförderung, Universität Leipzig

 

Am 1.1.2014 startet das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union (EU), genannt „Horizon 2020“, der Nachfolger des „7. Forschungsrahmenprogramms“ (FP7). Universitäten, Großforschungseinrichtungen und auch die industrielle Forschung versuchen sich beim Wettlauf um die gut 70 Milliarden Euro, die Rebis zum Jahr 2020 zu gewinnen sind, an vorderster Stelle zu positionieren. Gerade für die chronisch unterfinanzierten Universitäten gewinnen die Drittmittel schon seit Jahren an Bedeutung, und neben den größten Mittelgebern, Deutsche Forschungsgemeinschaft und Bundesministerium für Bildung und Forschung, wächst der Stellenwert der europäischen Förderprogramme kontinuierlich. Schon ein Blick auf die nackten Zahlen macht dies deutlich: Das 1. Forschungsrahmenprogramm hatte für die Jahre 1984 bis 1987 ein Gesamtbudget von 3,3 Milliarden ECU. Der Zuwachs ist also immens, selbst wenn man berücksichtigt, dass sich die Programmlaufzeit von vier auf sieben Jahre erhöht hat und der Kreis der Teilnehmerländer damals wesentlich kleiner war als heute. Vom größer werdenden Kuchen sichern sich die europäischen Hochschulen ein beständig größer werdendes Stück: Warben sie im 4. Forschungsrahmenprogramm (1994-98) noch rund 25 Prozent der Mittel ein, so stieg dieser Anteil in den folgenden Programmen kontinuierlich an und dürfte im jetzt auslaufenden FP7 bei knapp 40 Prozent liegen. Die Hochschulen haben eine lange Anlaufzeit gebraucht, aber mittlerweile haben sie die notwendigen Strukturen geschaffen, um die nicht unerheblichen administrativen Anforderungen an Antragstellung und Projektdurchführung bewältigen zu können. So können sie sich einen erklecklichen Teil der europäischen Forschungs-Milliarden sichern – was im Sinne des Erfinders und auch notwendig ist: Bildung und Forschung müssen sich heutzutage „rechnen“, und deshalb wird nicht mehr alles (grund-)finanziert, was wünschenswert wäre, sondern auf dem Wege von Projektausschreibungen ganz gezielt nur das gefördert, was – im Falle des FP7 – der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der EU dient. Da die Existenz derartiger Finanzierungsquellen (Drittmittel) bei der Bemessung der Grundfinanzierung der Hochschulen natürlich berücksichtigt wird, müssen die Hochschulen immer mehr Mittel einwerben, um zumindest den Status quo zu erhalten. Die klare Linie ging verloren Leider gibt es Anzeichen, dass diese Form der Finanzierung, über deren Angemessenheit man trefflich streiten könnte, die aber doch irgendwie funktioniert, spätestens mit „Horizon 2020“ anfängt zu bröckeln. Signifikante Budget-Teile des neuen Rahmenprogramms werden gerade nicht mehr nach der Qualität und Zweckdienlichkeit der Projekte vergeben, sondern vorab reserviert für bestimmte Adressaten. So gibt es in „Horizon 2020“ ein „KMU-Instrument“ – wo doch die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) eher Wirtschaftsförderung ist! Es gibt einen Programmteil „widening participation“, in dem nur Antragsteller aus bestimmten Regionen gefördert werden – was bereits die Zielrichtung der Strukturfonds ist! Es gibt einen „Zugang zur Risikofinanzierung“ – was Aufgabe der Banken sein sollte, die dafür von der EZB Unsummen zinsgünstig bereitgestellt bekommen! Und es gibt große Teile in den thematisch gebundenen Budgets, deren Kontrolle die EU administrativ wie auch inhaltlich an sogenannte „Joint Undertakings“ und damit faktisch an Industrieverbände abgegeben hat. Für die Hochschulen bedeutet dies alles de facto, dass der Kuchen eher kleiner als größer geworden ist!

Fazit
„Horizon 2020“ ist für die Hochschulen ein wichtiges Programm, weil es sowohl substanzielle finanzielle Mittel als auch die Gelegenheit zur internationalen und intersektoralen Kooperation offeriert. Der Stellenwert künftiger EU-Rahmenprogramme zur Forschungsförderung könnte für die Hochschulen aber wieder sinken, wenn die EU es weiterhin allen (Lobbyisten) recht und das Rahmenprogramm zur „eierlegenden Wollmilchsau“ machen möchte.

 

Beide Beiträge sowie weitere informative Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe von WISSENSCHAFTSMANAGEMENT.

Bild: Baumeister Ing. Engelbert Hosner/pixelio