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Vertrauen visualisieren

news

Tom Duscher

Wissenschaftskommunikation

Vertrauen visualisieren

Visuelle Wissenschaftskommunikation im Zeitalter von Postfaktizität und künstlicher Intelligenz

Die Rahmenbedingungen für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse haben sich in den letzten Jahren grundlegend verschoben. Pandemie, Plattformökonomie und generative Künstliche Intelligenz (KI) wirken als Katalysatoren einer Transformation, die neue Kompetenzen, Methoden und institutionelle Arrangements erfordert. Gleichzeitig geraten etablierte Qualitätsstandards unter Druck, während der gesellschaftliche Bedarf an vertrauensvoller Wissenschaftskommunikation exponentiell steigt. Was kennzeichnet heute exzellente, visuelle Wissenschaftskommunikation?

Foto: privat

In meinem 2019 veröffentlichten Artikel im „Wissenschaftsmanagement“ wurden drei zentrale Entwicklungen identifiziert: Erstens die Notwendigkeit professioneller visueller Gestaltung wissenschaftlicher Inhalte, exemplifiziert durch das „Next Generation Scientific Poster“. Zweitens die wachsende Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Designer:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, wie sie im Kieler Exzellenzcluster „Future Ocean“ demonstriert wurde. Drittens die Forderung, dass innovative Forschung auch visuell ungewöhnlich präsentiert werden sollte, um sowohl intern als auch extern als bedeutend wahrgenommen zu werden (Duscher 2019).

Die COVID-19-Pandemie machte diese Prognosen zur dringenden Realität: Wissenschaftskommunikation transformierte sich von einem „Nice-to- have“ zur kritischen Infrastruktur demokratischer Gesellschaften. Dashboard-Inzidenzkurven, Impfmechanismen und epidemiologische Modelle erreichten Millionen Menschen und beeinflussten politische Entscheidungen in Echtzeit (WIdO 2020). Parallel entstanden professionalisierte Desinformationskampagnen, die wissenschaftliche Unsicherheit systematisch als Inkompetenz umdefinierten (Wissenschaft im Dialog 2024).

Die 2019 formulierte These „Excellent Science needs excellent Design“ erfordert heute eine Erweiterung: „Excellent Science needs resilient Communication“. Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang Widerstandsfähigkeit gegen Manipulation, Anpassungsfähigkeit an neue Medienformate und die Fähigkeit, demokratische Diskurse zu stabilisieren.

Die Pandemie transformierte Wissenschaftler:innen ohne entsprechende Ausbildung zu Krisenkommunikator: innen (Die Junge Akademie 2024). Die Vertrauensfrage rückte in den Mittelpunkt, Tempo und Erwartungsdruck explodierten: Was traditionell Wochen dauerte, musste nun tagesaktuell kommuniziert werden. Diese Erfahrung verdeutlicht: Wissenschaftskommunikation ist heute gesellschaftliche Infrastruktur, von der demokratische Entscheidungsfindung unmittelbar abhängt.
(…)
Fazit: Experience Design für Zukunftsoptimismus

Das Fazit von 2019 – „Wissenschaftskommunikation ist Chefsache“ – muss heute erweitert werden: Wissenschaftskommunikation ist sowohl Gesellschaftsaufgabe als auch Führungsverantwortung.

Resiliente Wissenschaftskommunikation stärkt demokratische Diskurse, adressiert gesellschaftliche Herausforderungen proaktiv und erhält das Vertrauen in wissenschaftliche Expertise auch unter Bedingungen permanenter Disruption. Dafür sind exzellentes Design, systemisches Denken, internationale Kooperation, technologische Kompetenz und insbesondere die Fähigkeit zur kontinuierlichen Anpassung erforderlich.

Experience Design bleibt eine Schlüsseldisziplin: Wissenschaftskommunikation muss Begeisterung für Wissenschaft wecken und optimistische Zukunftsperspektiven vermitteln. Insbesondere junge Generationen benötigen positive Visionen darüber, welche Bedeutung wissenschaftliche Forschung für ihre Zukunft haben kann. Dies stellt die zentrale gesellschaftliche Aufgabe zeitgemäßer Wissenschaftskommunikation dar.

Die Poster-Sessions, mit denen ich meinen Artikel 2019 begonnen hatte, gibt es noch immer. Sie sind heute hybrid, digital erweitert und partizipativ gestaltet. Das Grundprinzip bleibt bestehen: Menschen kommunizieren direkt über wissenschaftliche Erkenntnisse, und das wird sich auch in der Ära der künstlichen Intelligenz nicht ändern. Die Technologie ändert lediglich die Werkzeuge, nicht jedoch die grundlegenden menschlichen Kommunikationsbedürfnisse.

 

  Den kompletten Artikel können Sie weiter unten downloaden.

 

Prof. Tom Duscher ist Designer und Professor für interaktive Medien an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2015 gründete er das Science Communication Lab (www.scicom-lab.com), ein Designstudio für exzellente Wissenschaftskommunikation. Seit 2021 ist er Senior Principal Investigator für Designforschung im Kiel Science Communication Network, einem von der VolkswagenStiftung geförderten Zentrum für visuelle Wissenschaftskommunikation. (Foto: privat)