Vergleichbare Notengebung dringend nötig
news
Lehre
Vergleichbare Notengebung dringend nötig
Im nunmehr dritten Arbeitsbericht zur Analyse der Prüfungsnoten werden die zentralen Befunde der Vorgängerberichte bestätigt: Die allgemeine Tendenz zur Vergabe besserer Noten setzt sich weiter fort. Allerdings weisen die vergebenen Noten sowohl zwischen, als auch innerhalb der Fachbereiche erhebliche Unterschiede auf. So werden die Noten „gut“ und „sehr gut“ im Fachbereich Biologie beispielsweise an 98% der Studenten vergeben, in Jura hingegen erreichen nur 7% der Studenten eine Benotung, die besser als „befriedigend“ ist. Aber auch innerhalb der Fachbereiche unterscheiden sich die Noten, je nach Standort, erheblich, teilweise um einen ganzen Notenschritt. Dieser Zustand ist besonders für das neue Bachelor-/Mastersystem kritisch, da eine vergleichbare Benotungspraxis beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudiengang dringend notwendig ist. In diesem Kontext wird es immer wichtiger, auf einheitliche Kriterien und Qualitätsmaßstäbe in der Benotungspraxis zu achten. So wäre eine objektive und vergleichbare Benotung möglich. Die Praxis sieht allerdings anders aus: Die Beurteilung der Prüfungsleistungen ist oftmals von kontextualen Vergleichen bestimmt, indem zum Beispiel die Leistungen anderer Prüfungskandidaten als Maßstab hinzugezogen werden. Die Noten haben dann nur eingeschränkte Aussagekraft über Gruppengrenzen hinaus. Wenn sich Prüfende an der Benotungspraxis ihrer Kollegen orientieren, kann es zudem zur Herausbildung spezifischer Fachkulturen kommen. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang Marquardt, bringt es auf den Punkt: „Mit welcher Note ein Studium abgeschlossen wird, hängt in Deutschland nicht nur von der Prüfungsleistung ab, sondern auch davon, was und wo man studiert.“ Erstmals hat der Wissenschaftsrat dem Bericht auch einen wissenschaftspolitischen Kommentar hinzugefügt, indem er die fehlende Vergleichbarkeit bemängelt, die letztendlich die Aussagekraft der Note erheblich einschränkt. „Bei der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten für Master-Programme sind die Hochschulen nun erstmals selber auf standortübergreifend vergleichbare Prüfungsnoten angewiesen. Vielleicht gibt dies den Anstoß, die Benotungspraxis an Hochschulen einmal gründlich zu reflektieren. Für diesen Prozess stellt der Arbeitsbericht nützliche und relevante Informationen bereit“, so Marquardt. Der Bericht des Wissenschaftsrates bietet durch die detaillierten und hoch aufgeschlüsselten Daten zu den einzelnen Hochschulen und Fachbereichen einen guten Einblick in die Benotungspraxis, um diese langfristig zu verbessern. Die komplette Studie mit Kommentar ist hier abrufbar: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2627-12.pdf S. Hofschlaeger/pixelio