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Standardisierung im Kontext der Transdiziplinarität

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Knut Blind

Transdisziplinäre Forschung

Standardisierung im Kontext der Transdiziplinarität

Entwicklung eines transdiziplinären Modells der Standardisierung

Transdisziplinarität hat als Forschungsansatz eine lange Tradition. Sie wird zunehmend als angemessene wissenschaftliche Antwort auf drängende gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel propagiert, da diese neue Methoden der Wissensproduktion und Entscheidungsfindung erfordern. Im Zusammenhang mit der Transdisziplinarität wurde insbesondere die Einbindung außeruniversitärer Akteure in den Forschungsprozess hervorgehoben, um das gesamte relevante Wissen zu integrieren, ein breites Spektrum von Ansichten zu berücksichtigen und Eigenverantwortung für reale Probleme und mögliche Lösungen zu schaffen Standardisierungsprozesse wurden bisher als Option nicht in Erwägung gezogen.

Foto: Christian Kielmann

Seit über einem Jahrzehnt gibt es breit akzeptierte Definitionen für Transdisziplinarität (etwa bei Jahn et al. 2012; Lang et al. 2012). Parallel dazu ist Transdisziplinarität eine etablierte Option in der Forschung (siehe zum Beispiel den Überblick in Lawrence et al. 2022), was durch die steigende Anzahl an Publikationen und deren Zitierungen bestätigt wird. Dieser Artikel fasst einige Aspekte von Blind (2024) „Standardization in the Context of Transdisciplinarity“, publiziert in Sustainability Science, in deutscher Sprache zusammen. Erst seit kurzem wird die Standardisierung als effektiver Kanal für den Wissenstransfer angesehen. Diese Neuausrichtung spiegelt sich in der neuen Transferinitiative im Rahmen der Hightech-Strategie der deutschen Regierung (BMBF 2021) einschließlich der neuen Zukunftsstrategie (BMBF 2023) und in der neuen Taxonomie der Transferindikatoren der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), die die Standardisierung als siebte Säule aufgenommen hat (GWK 2020). Auch die Europäische Kommission hat im vergangenen Horizont 2020 und im aktuellen Forschungsrahmenprogramm Horizont Europe die Standardisierung explizit als Transferkanal anerkannt.

Kürzlich wurde ein Verhaltenskodex zur Standardisierung als Leitfaden für Forscher und Forschungseinrichtungen veröffentlicht (Europäische Kommission 2023), der zur Umsetzung der EU-Strategie zur Standardisierung beiträgt (Europäische Kommission 2022). Inzwischen veröffentlichte die Biden-Harris-Regierung (2023) die Nationale Standardisierungsstrategie der US-Regierung, in der die Rolle der Forschungs- und Entwicklungsergebnisse als Grundlage für künftige Standardisierung für kritische und neu entstehende Technologien hervorgehoben wird. Auf internationaler Ebene wird die Standardisierung inzwischen in OECD-Publikationen zur Kommerzialisierung von FuE-Ergebnissen (OECD 2013), im Oslo-Handbuch zur Innovationsmessung (OECD 2018) und kürzlich als wesentlicher Pfeiler von Innovationssystemen (OECD 2022) berücksichtigt.
(…)
Standardisierung als transdisziplinärer Ansatz

Nach Sichtung der Literatur zur Transdisziplinarität mit Relevanz für Standardisierung wurden die potenziellen Ähnlichkeiten mit der Standardisierung entlang mehrerer Dimensionen untersucht. Nach der Feststellung hinreichender Übereinstimmungen haben wir ein konzeptionelles Modell für Transdisziplinarität ausgewählt und es an die Standardisierung angepasst. Letztendlich haben wir uns für das von Jahn et al. (2012) vorgestellte konzeptionelle Modell der Transdisziplinarität entschieden, das mitunter von Hoffmann et al. (2019) und Pohl et al. (2021) weiterentwickelt wurde.

Das Modell von Jahn et al. (2012) basiert auf der These, dass Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen nur dann gefunden werden können, wenn sie mit Lücken im aktuellen Wissensbestand, also mit wissenschaftlichen Herausforderungen, verknüpft werden. Folglich trägt die transdisziplinäre Forschung in unterschiedlichem Maße zum gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt bei, je nachdem, ob eher praktische oder wissenschaftliche Lösungen gefragt sind. Es besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase werden die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen im Rahmen eines Problemumwandlungsprozesses zu einem gemeinsamen Forschungsgegenstand zusammengeführt, was für die Förderung des Zusammenhalts und des Engagements aller Beteiligten während des gesamten transdisziplinären Forschungsprozesses unerlässlich ist. In der zweiten Phase wird neues Wissen durch die Beiträge von Forschern und weiteren Akteuren durch interdisziplinäre Integration erzeugt. In der dritten Phase werden die Ergebnisse des transdisziplinären Prozesses auf der Grundlage der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Beiträge aller Beteiligten bewertet. Diese Überprüfungsrunde kann dazu beitragen, die ersten Ergebnisse zu verbessern. Schließlich wird das generierte Wissen von den beteiligten Wissenschaftlern an die wissenschaftlichen und anderen beteiligten Stakeholder in den gesellschaftlichen Diskurs zurückgespielt, was der Ausgangspunkt für einen neuen transdisziplinären Forschungsprozess sein kann. In Anlehnung an den Ansatz von Hoffmann et al. (2019), die das von Jahn et al. (2012) vorgestellte konzeptionelle Modell überarbeitet haben, stellen wir Standardisierung als transdisziplinäre Wissensproduktion und -transfer dar.
(…)
Fazit

Auf der Grundlage der bestehenden Modelle der transdisziplinären Forschung und der Erkenntnisse über Standardisierungsprozesse und der Umsetzung von Standards haben wir ein konzeptionelles Modell der Standardisierung als Modus der transdisziplinären Wissensproduktion und des Transfers über die Produktion, Verbreitung und Umsetzung von Standards entwickelt. Dieses Modell erlaubt es, verschiedene Themen der Standardisierungsforschung in den Kontext transdisziplinären Forschung zu setzen.

Den kompletten Artikel können Sie weiter unten downloaden.

Professor Dr. Knut Blind war zwischen 1996 und 2010 am Fraunhofer ISI als Projekt- und Abteilungsleiter tätig, bevor er ab Oktober 2019 als Leiter des Geschäftsfelds Innovation und Regulierung an das Fraunhofer ISI zurückgekehrt ist. Seit 2006 leitet er parallel das Fachgebiet Innovationsökonomie an der Technischen Universität Berlin.

Foto: Christian Kielmann