"Selbstbestimmte Arbeitszeiten: Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten" und "Internationale Erfahrung von Führungskräften – ein zweischneidiges Schwert"
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Neues aus der Forschung
"Selbstbestimmte Arbeitszeiten: Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten" und "Internationale Erfahrung von Führungskräften – ein zweischneidiges Schwert"

Selbstbestimmte Arbeitszeiten: Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten
Hans-Böckler-Stiftung
Männer, die im Rahmen von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit über ihre Arbeitszeit selbst bestimmen können, arbeiten länger und verdienen mehr. Frauen haben dagegen kaum finanzielle Vorteile – selbst wenn sie mehr Überstunden machen. Zu diesem Ergebnis kommen die Soziologinnen Dr. Yvonne Lott (Hans-Böckler-Stiftung) und Dr. Heejung Chung (University of Kent), die für ihre Studie Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2003 bis 2011 ausgewertet haben.
Die Auswirkungen der Arbeitszeitarrangements zwischen den Geschlechtern sind dabei erheblich: Wenn Männer von festen Arbeitszeiten zu Gleitzeit wechseln, machen sie im Schnitt eine Überstunde pro Woche mehr, Frauen nur eine halbe Stunde. Wenn männliche Beschäftigte autonom über ihre Arbeitszeit bestimmen dürfen, wächst ihr Überstundenpensum um zwei Stunden, bei weiblichen um eine Stunde. Die Geschlechterdifferenzen gehen vor allem auf Frauen in Teilzeit zurück, Frauen in Vollzeit leisten die gleiche Mehrarbeit wie Männer. Als Erklärung verweisen die Forscherinnen auf die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit: Weil Haushalt und Kinderbetreuung nach wie vor überwiegend in der Verantwortung von Frauen liegen, nutzten viele Frauen flexible Arbeitszeiten in erster Linie, um ihren familiären Pflichten nachkommen zu können.
Auch bei den Einkommen gibt es geschlechtsspezifische Differenzen: Bei männlichen Beschäftigten steigt der Jahresbruttolohn, bei weiblichen Beschäftigten sind dagegen keine signifikanten Auswirkungen auf das Gehalt nachweisbar. Die Unterschiede in den Einkommenszuwächsen erklären die Forscherinnen damit, dass Frauen flexible Arbeitszeiten eher für familiäre Verpflichtungen nutzen als Männer. Dass Frauen in Vollzeit ihre Überstunden ebenso stark ausbauen wie Männer, ohne finanziell davon zu profitieren, deute zudem auf Diskriminierung durch Arbeitgeber hin, die Frauen weniger Engagement und Produktivität als Männern zuschreiben, selbst wenn sie ihre Leistung mit flexiblen Arbeitszeiten vergleichbar steigern.
http://www.boeckler.de/14_67026.htm
http://esr.oxfordjournals.org/content/early/2016/08/17/esr.jcw032.full.p...
Internationale Erfahrung von Führungskräften – ein zweischneidiges Schwert
HHL Leipzig Graduate School of Management
Intensive Auslandserfahrung hält Führungskräfte zumeist davon ab, sich im Inland hinreichend zu vernetzen, so das Fazit einer aktuellen Studie von Jun.-Prof. Dr. Tobias Dauth (HHL Leipzig Graduate School of Management), Dr. Dimitrios Georgakakis und Prof. Dr. Winfried Ruigrok (beide von der Universität St. Gallen). Die Wissenschaftler fanden bei einer Befragung von 163 Vorständen von Aktiengesellschaften in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz heraus, dass bei Führungskräften der Karriereerfolg wahrscheinlicher ist, wenn sie ihr Arbeitsleben nicht nur auf ausländische Märkte, sondern auch auf den Heimatmarkt des Unternehmens ausrichten.
Insgesamt gleiche der Karriereverlauf international erfahrener Führungskräfte einer umgekehrten U-Form, so die Wissenschaftler. In der frühesten Phase geht es um die Aneignung von Kenntnissen über die verschiedenen ausländische Märkte. Dies scheint die Laufbahn zu beflügeln. Ab einem gewissen Punkt jedoch wirft die umfangreiche Tätigkeit auf internationalen Märkten die Führungskräfte zurück. Der Grund: Die intensive Auslandserfahrung hat die Manager zumeist davon abgehalten, sich im Inland hinreichend zu vernetzen, so die Autoren.
http://www.hhl.de/de/aktuelles/news/study-international-experience-for-e...
Bild: Gerd Altmann www.pixelio.de