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Geschäftsmodelle im Wettstreit

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Markus Lemmens

Global University

Geschäftsmodelle im Wettstreit

Lehr- und Forschungsangebote westlicher Staaten erhalten Konkurrenz aus Schwellenländern

Die bisherigen Geschäftsmodelle führender westlicher Universitätssysteme müssen neu ausgerichtet werden. „China beispielsweise wird seine Praxis nicht dauerhaft betreiben, eine Großzahl junger Menschen an westlichen Universitäten ausbilden zu lassen“, davon ist Drummond Bone, Master am Balliol College der Universität Oxford überzeugt. Preisgünstigere Alternativen werde es in China geben. Denn die sozialen Lasten eines Auslandsstudiums gerieten in Staaten der BRIC-Gruppe zunehmend in den Mittelpunkt der akademischen Diskussion. Bone zeigte jetzt in Ottawa auf, dass auf den internationalen Hochschulmärkten ähnliche Tendenzen zu beobachten seien, wie es die Weltwirtschaft kennte. „Die Kunden werden prüfen, ob sie nicht Abschlüsse und Qualifikationen preisgünstiger und risikoloser bekommen, das heißt, verstärkt in ihren Heimatländern.“

Die Analyse aus angelsächsischer Richtung bestätigt die Meinung vieler, die sich zum Thema Global University Gedanken über die Herausforderungen und Chancen machen. Die Angebote etablierter Hochschulsysteme, die – wie beispielsweise in den Vereinigten Staaten und Großbritannien – wesentliche Finanzierungsbeiträge von ihren internationalen Studierenden erhalten, müssen auf ihre Zukunftsfähigkeit hin überprüft werden. Die AUCC – Association of Universities and Colleges of Canada – hat gemeinsam mit der kanadischen University of Alberta, Edmonton, das Thema aufgenommen. In der kanadischen Hauptstadt kamen über 100 weltweite Experten aus verschiedenen Universitätssystemen zusammen. Wohin geht es künftig? Das war die Ausgangsfrage, die von Australien über Brasilien, China, Deutschland, die USA bis nach Indien gestellt wird. Indira Samarasekera, Präsidentin der University of Alberta, spricht sich dafür aus, Lehre- und Forschung auch in der global agierenden Universität der Zukunft zusammenzuhalten. „Dennoch ist klar: Wir können nicht mehr geradeaus den bisherigen Weg gehen, während sich die Welt ringsum verändert.“ Neue Anbieter entstünden – Indien und China seien nicht mehr nur entsendende Staaten. „Aus diesen Ländern kommen eigenständige Ausbildungsangebote und Innovationen“, ergänzt Joseph Aoun, Präsident der Northeastern University, USA. Er ist sich sicher: „Lehre und Forschung wird es auch zu günstigeren Konditionen in Ländern außerhalb der westlichen Staaten geben.“ Er spricht von den „reversen Innovationen“, die aus Entwicklungs- und Schwellenländern kommen und zu niedrigeren Preisen auch in Entwickelten Ländern angeboten werden. Aoun: „Ein chinesischer Campus, der in England, Malaysia und Indien startet, wird keine Seltenheit sein.“ Kosten für Lehre und Forschung, der Zugang zu Ressourcen und Informationen würden von Anbietern aus Brasilien, Indien und China künftig offensiv in Frage gestellt. Diese Länder sind zum Teil bereits oder werden, so Aoun weiter, in absehbarer Zeit konkurrenzfähige Wettbewerber. Eine globale Universität steht deshalb nach Darstellung der Präsidentin der University of Alberta in einem Spannungsverhältnis: Im Curriculum, im Lehr- und Forschungspersonal und im Leben auf dem Campus seien die Erwartungen international orientierter Studierender zu bedienen. Denn nach ihrer Ausbildung treffen diese Studierenden auf eine globalisierte Arbeitswelt. Samarasekera erklärt weiter: „Die kanadischen Universitäten müssen mit einer Freiheit für die Forschung, exzellentem Wissenschaftspersonal, einem schnellen Transfer von neuen Erkenntnissen in die Anwendung und herausragender Lehre ein überzeugendes Angebot formen, das im Wettbewerb besteht.“ Und der Präsident der kanadischen University of Manitoba, David Barnard, ergänzt: „Durch den Druck und die Erwartung der Gesellschaft müssen Universitäten, wollen sie weiterhin bestehen und vorne mitspielen, neue Technologien und Anwendungen bieten, die spürbare Lösungen liefern.“ Die pragmatische Haltung neuer Anbieter aus den BRIC-Staaten, die universitäre Leistungen am Grad der damit wirtschaftlich und gesellschaftlich lösbaren Probleme bewerten, dürfe nicht übersehen werden. Die Finanzierung ist ein kritischer Punkt. Die Analysen der Experten zeigen, dass in nahezu allen Hochschul- und Forschungssystemen die global agierende Universität einem enormen Druck ausgesetzt ist. Steigende Anforderungen nach internationaler Sichtbarkeit durch erstklassige Forschung, moderne, vielfach online-gestützte Lehre plus neu entwickelter Präsenzformen, bei denen die Studierenden das Erlebnis des persönlichen Austausches neu entdecken, kosten Geld. Zukunftsfähige Quellen fehlen oft. Denn die öffentlichen Haushalte sind rückläufig. So kommen in den USA nur noch 17 Prozent der Mittel für die Hochschulen vom Staat. Großbritannien liegt mit knapp 20 Prozent nicht weit davon entfernt. Und Kanada erlebt gegenwärtig eine harte politische Diskussion, die den Universitäten Budgetkürzungen androhen. Paul Davidson, AUCC-Präsident, sieht in neuen Einnahmemodellen den zentralen Baustein. Die globale Universität, die ihren höheren Anteil internationaler Studierender, weltweit vernetzter Lehrangebote und Forschungskooperationen finanzieren müsse, sei langfristig nur dann erfolgreich, wenn sie Alternativen zum bisherigen Verfahren suche: öffentliches Geld plus Studiengebühren. „Ein Problemfeld liegt bei den Studiengebühren. Für ausländische Studierende, die beispielsweise aus China in die USA oder nach Kanada kommen, können die Preise künftig nicht einfach erhöht werden. Denn der Wettbewerb unter den Anbietern setzt hier Grenzen.“ Vielmehr lägen aus kanadischer Sicht in einer engeren Kooperation mit der Wirtschaft, in einem verbesserten Alumnisystem und auch in Modellen, bei denen frühe Kontakte zwischen Venture Capitalists und kreativen Studierenden durch die Universitäten vermittelt werden, „Potenziale, die noch entwickelt werden können“. Das deutsche Hochschulsystem zeigt sich zu den anderen in Ottawa besprochen Beispielen vergleichsweise stark. Viele der diagnostizierten Mängel wie etwa eine unterentwickelte Anwendungsorientierung besteht, so attestieren die internationalen Experten, in Deutschland nicht. Die Fachhochschulen einerseits sowie die außeruniversitäre Forschung – etwa die der Fraunhofer-Gesellschaft – andererseits stünden für den Schulterschluss. Die Exzellenzinitiative zeige, so Jean Peeters, Präsident der Universite´de Bretagne, dass sich aus einem wissenschaftlichen Wettbewerb erstklassige Forschung benennen lasse, die international sichtbar sei. In Frankreich wurde eine ähnliche Förderung nach deutschem Vorbild auf den Weg gebracht. Darin sieht auch der Präsident der Universität Bielefeld, Gerhard Sagerer, den Wert: Es gebe in Deutschland ein wissenschaftlich wettbewerbliches Verfahren, das hervorragende Forschung herausstelle. Damit sei auch in der Forschung Akzeptanz zu erreichen. Dass ein solches Modell wegweisend sein kann, zeigt auch ein weiterer Trend, den die Ottawa-Konferenz bestätigt. „Alle Systeme arbeiten daran, eine kleine Gruppe von international leistungsfähigen und sehr forschungsstarken Universitäten zu identifizieren“, sagt Margaret Sheil, Provost an der University of Melbourne, Australien. Klar sei, dass dazu in allen Wissenschaftssystemen ein akademisch nachvollziehbares Verfahren und keine „top down-Entscheidung“ die richtige Vorgehensweise sei. Foto: S. Hofschlaeger/pixelio