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„Durch-Globalisierung“ fand nicht statt

news

Jochen Hellmann

Aktuelle Diskussion - Interne Internationalisierung der Hochschulen

„Durch-Globalisierung“ fand nicht statt

Dr. Jochen Hellmann, Generalsekretär der Deutsch-Französischen Hochschule, Saarbrücken

Die Internationalisierung der deutschen Hochschulen ist in den letzten beiden Jahrzehnten vorangekommen. Nahezu überall wurden Internationalisierungsstrategien beschlossen; über den positiven Wert der Internationalisierung besteht – solange der Begriff abstrakt bleibt – Konsens. Auch die Daten zeigen eine positive Entwicklung an; so hat sich seit Mitte der Neunziger Jahre die Zahl der „Bildungsausländer“ unter den Studierenden verdoppelt. Die Zahl der „Outgoing students“ kann sich im internationalen Vergleich sehen lassen. In den Instituten und Laboren arbeiten zahlreiche internationale Doktoranden und Postdocs. Die Hochschulen sind eingebunden in die Betriebsamkeit der internationalen Forschungsverbünde: Es wird auf Englisch in internationalen Journalen publiziert und „Papers“ werden im Rahmen internationaler Kongresse vorgetragen. Der DAAD vermeldet starke Nachfrage nach Stipendien; die Auslandsämter haben alle Hände voll zu tun.

Bild: Iris Maria Maurer

Schaut man den Betrieb jedoch von innen an, so stellt man fest, dass sich vieles in den letzten 20 Jahren nicht verändert hat. Wer zurückblickt, erinnert sich an die Diskussionen um die Einführung international kompatibler Studienstrukturen und weiß noch, wie erbittert damals gerungen wurde. Die komplette Umstellung auf einen wurzellosen, angelsächsisch geprägten Studienbetrieb ohne persönlichkeitsbildenden Tiefgang und der Ausverkauf von Deutsch als Wissenschaftssprache drohe, ängstigten sich die einen. Die Chance zu einer echten Internationalisierung sei gekommen; die Hochschulen müssten sie entschlossen ergreifen, den Studienbetrieb weitgehend auf Englisch umstellen, denn durch das Englische als Lehrsprache könnten Wissenschaftler aus aller Herren Länder angelockt werden, wodurch einigen besonders starken Einrichtungen endlich der Anschluss an die Elite der weltberühmten Universitäten gelingen würde, hofften die anderen.

Aber die „interne“ Internationalisierung der Hochschulen hat nicht stattgefunden. Die Befürchtungen der einen und die Hoffnungen der anderen haben sich nicht bestätigt. Die Lehre findet wie eh und je auf Deutsch statt (außer in einer Reihe durchaus respektabler institutionalisierter Ausnahmen sowie als punktuelle Einsprengsel). Die Lehrenden sind meist Deutsche; unter den „Ausländern“ sind viele Schweizer oder Österreicher, die wenigen anderen haben ihren Lebensschwerpunkt oft vor Jahrzehnten nach Deutschland verlagert und sind längst integriert. Die erträumt-befürchtete „Durch- Globalisierung“ des Betriebs fand nicht statt.

Nach innen ganz national

Vor allem: Hochschulen bestehen nicht nur aus Lehre und Forschung, sondern auch aus einem lebensweltlichen Alltag, der den eigentlichen Wissenschaftsbetrieb einbettet, ihn mal hindert und mal überhaupt erst ermöglicht. Er spielt sich ab in Mensen und Wohnheimen, bei Sitzungen und Auswahlrunden, Institutsjubiläen und Sommerfesten. Dieser Alltag ist so, wie er immer war: Von deutschsprachigem Verwaltungspersonal begleitet und auf der Grundlage deutscher Regularien rechtlich abgesichert, in deutschen Akten und Formularen dokumentiert. Wer hier partizipieren will, muss sich sprachlich und kulturell anpassen. Wer für ein paar Monate im Labor für ein Forschungsprojekt hospitiert, muss nicht an alldem teilhaben. Aber die sprachlichen, dienst- und laufbahnrechtlichen und letztlich kulturellen Hürden sind für die Beschäftigung internationaler Mitarbeiter in Lehre und Verwaltung sehr hoch und ihre Beschäftigung bleibt daher die Ausnahme. So haben wir es also mit einem merkwürdigen Widerspruch zu tun: International keineswegs erfolglose und durchaus global eingebundene Hochschulen funktionieren nach innen ganz national.

Kann man das, soll man das ändern? Es wäre wünschenswert, wenn einzelne Institutionen sich auf den Weg machten. Aber Vorsicht, das ist ein dickes Brett! Es zu bohren, kostet Nerven, Energie und Geld. Nur wenn alle Fakultäten, Verwaltungspersonal, Wissenschaftler, Studierende, Öffentlichkeit und das finanzierende Bundesland wirklich mitziehen, besteht Aussicht auf Erfolg. Ich weiß als Leitungsmitglied einer binationalen Einrichtung, was es bedeutet, in zwei Sprachen zu administrieren, welche zusätzlichen Reibungsverluste und Kosten hierdurch entstehen. Aber wenn es gelingt, rechtfertigt der interkulturelle Mehrwert die Investition.

Foto: Iris Maria Maurer

Einen weiteren Beitrag zum Thema "Internationalisierung" und Beiträge zum Schwerpunkt "Kooperationen Wissenschaft & Wirtschaft" lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von WISSENSCHAFTSMANAGEMENT.