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Dimensionen eines Konzeptes

news

K. Rüdiger Durth

Wissenschaftsmanagement und Politik

Dimensionen eines Konzeptes

Interview mit Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU-MdB)

Wissenschaftsmanagement spielt auch in der Politik eine immer größere Rolle. Doch sorgt es dort auch noch immer für Unschärfen, ja Unsicherheiten. Darüber sprach K. Rüdiger Durth von der Berliner Wissenschaftsmanagement-Redaktion mit der Bonner CDU-Bundestagsabgeordneten Claudia Lücking-Michel. Die promovierte katholische Theologin und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist Mitglied des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung.

Foto: Privat

Wissenschaftsmanagement (WM): Was versteht die Forschungs- und Bildungspolitik unter Wissenschaftsmanagement?

Lücking-Michel: Nun, Wissenschaftsmanagement lässt sich in verschiedenen Dimensionen definieren. Auf einer konzeptionellen Ebene meint es ganz grundlegend jede Form von Steuerung wissenschaftlicher Einrichtungen und Arbeitsprozesse. Theoretisch verortet ist das Konzept des Wissenschaftsmanagements einerseits im „New Public Management“-Diskurs. Allerdings lässt sich Wissenschaftsmanagement nicht allein darauf beschränken, insbesondere Ansätze zur Selbstorganisation sind andererseits ebenso wichtig. Die Steuerung von wissenschaftlichen Arbeitsprozessen unterliegt dabei verschiedenen typischen Zielkonflikten.

WM: Können Sie ein Beispiel nennen?

Lücking-Michel: Zu nennen ist der Konflikt zwischen individueller wissenschaftlicher Freiheit und der Effizienz wissenschaftlicher Kooperation. Ein weiteres Beispiel: Das deutsche Wissenschaftsmanagement ist vom Dualismus staatlicher (Hochschul-)Verwaltung und akademischer Selbstverwaltung geprägt.

WM: Wozu muss die Steuerung von wissenschaftlichen Prozessen dienen?

Lücking-Michel: Die Steuerung von wissenschaftlichen Prozessen sollte möglichst zur Steigerung der Wissenschaftsqualität über die Dualität von Wettbewerb und Kooperation beitragen. Im aktuellen „Aktionsplan Internationale Kooperation“ des Bundesforschungsministeriums wird dies auch mit dem neuen Kunstwort „Coopetition“ bezeichnet.

WM: Und institutionell betrachtet?

Lücking-Michel: Institutionell betrachtet soll Wissenschaftsmanagement bei der akademischen wie administrativen Leitung von Forschungseinrichtungen und Hochschulen unterstützen. Zielführend ist in diesem Zusammenhang ein Selbstverständnis von Wissenschaftsmanagern, wie es das Netzwerk Wissenschaftsmanagement in seinem Kodex formuliert: Indem Wissenschaftsmanager bestmögliche Rahmenbedingungen für Forschung, Lehre und Transfer schaffen, steigern sie die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems.

WM: Nimmt das Wissenschaftsmanagement in Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen bereits heute einen ausreichend breiten Raum ein?

Lücking-Michel: Auf der instrumentellen Ebene umfasst Wissenschaftsmanagement diverse Bereiche wie Forschungs-, Organisations- und Personalmanagement. Insbesondere diese instrumentelle Ebene ist relevant bei einer effizienten Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, besonders auch zwischen außeruniversitären Einrichtungen und Universitäten. Damit diese Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ möglich wird, müssen die Hochschulen vielfach noch an einer Verbesserung ihrer Governance arbeiten. In dieser Debatte verweise ich auf die Stellungnahmen des Wissenschaftsrats „Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems“ aus dem Jahr 2013 und – ganz aktuell – „Karriereziele und -wege an Universitäten“.

WM: So stellt der Wissenschaftsrat fest …

Lücking-Michel: …dass etwa die Exzellenzinitiative erst die Erprobung neuartiger Governance- Konzepte im Rahmen der Förderlinie „Zukunftskonzepte“ ermöglichte. Diese sind allerdings bei weitem noch nicht langfristig wirksam oder schon auf andere Hochschulen übertragbar. Um dies voranzubringen, empfiehlt der Rat, zukünftig wissenschaftsunterstützende Tätigkeiten im Rahmen von organisationsinternen Personalentwicklungskonzepten als Karriereoptionen klar zu definieren.

WM: Sie sind Berichterstatterin für Internationalisierung des Wissenschaftssystems?

Lücking-Michel: Richtig, und daher sind mir bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen interessante Ansätze bekannt, die beispielhaft eine gezielte Förderung von Wissenschaftsmanagement-Kompetenzen aufzeigen…

WM: ... die Leibniz-Gemeinschaft etwa nutzt den Leibniz-Wettbewerb, um auch die internationale Vernetzung ihrer Einrichtungen gezielt voranzutreiben?

Lücking-Michel: In der Tat. In Kooperation mit dem Auswärtigen Amt hat sie ein Hospitationsprogramm als Instrument zur Internationalisierung des Wissenschaftsmanagements aufgelegt; es ermöglicht Beschäftigten mit Leitungs- und Führungsaufgaben im Wissenschaftsmanagement mehrmonatige Arbeitsaufenthalte an deutschen Botschaften und Vertretungen. Auch die Helmholtz-Gemeinschaft hat 2013 ein solches Hospitationsprogramm aufgelegt.

WM: Reicht dies für die Fortbildung und die Nachwuchsförderung aus?

Lücking-Michel: Als Instrument der Nachwuchsförderung sind zusätzliche Qualifizierungen im Wissenschaftsmanagement aus meiner Sicht ebenfalls hilfreich und werden beispielsweise von der DFG auch gefördert: durch Fortbildungsveranstaltungen im Wissenschaftsmanagement, die gemeinsam mit dem Zentrum für Wissenschaftsmanagement Speyer entwickelt wurden und angeboten werden. Eine große Nachfrage dokumentiert die Bedeutung des Programms für die Zielgruppe der Nachwuchswissenschaftler. Für 2014 wurden kürzlich erst noch zwei Module neu in das Programm aufgenommen: „Führung interkultureller Teams“ und „Vereinbarkeit von Profession, Privatleben und Persönlichkeit“.

WM: Welche Möglichkeiten bietet ein Wissenschaftsmanagement im weiteren Sinn für die Rückgewinnung deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland und für die Gewinnung ausländischer Forscher für den Standort Deutschland?

Lücking-Michel: Wenn die von mir genannten Maßnahmen Umsetzung finden, werden deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen nicht nur für forschendes wissenschaftliches Personal, sondern auch für das wissenschaftsunterstützende Personal international attraktiver werden. Denn gerade Gespräche mit jungen Nachwuchswissenschaftlern wie zum Beispiel im Rahmen der GAINTagung dieses Jahr in Boston zeigen (siehe auch Wissenschaftsmanagement 4/2014). Mit einem kompetitiven Personalmanagement für Forscher und Wissenschaftsmanager, das Personalentwicklung einschließt und planbare Karrierewege und transparente Aufstiegswege benennt, würden wir den Erwartungen dieser Zielgruppe gerecht.