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Die Innovation-Challenge

news

Uta Bronner, Kristin Graumann und Elena Schön

Transfer & Peer Consulting

Die Innovation-Challenge

Eine Innovationsmethode zur Unterstützung eines zielgruppenorientierten Transfers im Forschungsprozess


Hochschulen für angewandte Wissenschaften stehen zunehmend in der Verantwortung ihre Forschungsergebnisse in Form von Wissens- und Technologietransfer der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Doch wie kann es gelingen, dass die Erkenntnisse tatsächlich „in die Anwendung kommen”? Mit der Innovation-Challenge wurde an der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT Stuttgart) eine Methode entwickelt, die Forschenden hilft, den Mehrwert ihrer Forschungsarbeit zu konkretisieren und den Transfer ihrer Erkenntnisse an relevante Zielgruppen zu verbessern.

 

Wissenschaftsmanagement - Entscheiden.Führen.Gestalten

An deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) haben sich seit 2010 die Drittmitteleinnahmen mehr als verdoppelt (Statistisches Bundesamt 2020). Bund und Länder erhoffen sich über die erhöhte Förderung der angewandten Forschung und des Transfers eine Befruchtung der Innovationsfähigkeit im regionalen Umfeld der Hochschulen (BMBF 2019). Angewandte Forschung ist in der Regel auf eine konkrete gesellschaftliche oder wirtschaftliche Nutzung ausgerichtet (OECD 2002; Kersting 2012). Ziel des Forschungsprozesses ist neben dem Erkenntniszuwachs die Verwertbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen, sei es direkt in Form von Wissens- oder Technologietransfer oder durch eine Nutzung in weiteren Forschungsprojekten.

Forschen ohne Fokus auf Anwendung
Trotz anwendungsorientierter Ausrichtung wird im Forschungsalltag die Sicht der Zielgruppen, für die durch die Forschung ein Mehrwert entstehen soll, häufig außen vorgelassen. Selbst bei Kooperationsprojekten mit Partner:innen aus der Wirtschaft werden zwar gemeinsam Lösungen erarbeitet, die späteren Anwender:innen in den Unternehmen oder am Markt in den Entwicklungsprozess der Forschungsfragestellungen aber nicht adäquat mit einbezogen. Entsprechend werden Drittmittelanträge weniger von der Zielgruppe und deren Bedürfnissen aus konzipiert, sondern basieren hauptsächlich auf Ergebnissen der eigenen Forschung. Dabei wird häufig die Annahme zugrunde gelegt, dass eine Weiterentwicklung der bisherigen Forschung automatisch zu einem Mehrwert führt.

Dies hat zur Folge, dass in Forschungsprojekten oft erst in einer späten Phase die Zielgruppeninteressen – wenn überhaupt – mitgedacht werden und gegebenenfalls Lösungsansätze entstehen, die in der Praxis kaum Zuspruch finden.

Innovationsmethoden starten mit der Zielgruppe
Im Innovationsmanagement wird bewusst anders vorgegangen: Hier bilden die Bedürfnisse der Zielgruppen den Ausgangs- und Referenzpunkt für die Entwicklung von Lösungsansätzen, Produkten und Dienstleistungen. Im Design-Thinking-Prozess beispielsweise dienen allein die ersten drei der insgesamt sechs Prozessschritte der Analyse von Problemen einer Zielgruppe. Erst danach werden die technologische Machbarkeit und die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Lösungsideen betrachtet (Brown 2019).

Innovation-Challenge fördert zielgruppenorientierten Transfer
An der HFT Stuttgart haben wir basierend auf den Ansätzen des Innovationsmanagements das Format Innovation-Challenge entwickelt. Dabei werden wissenschaftliche Teams unter Anwendung von Innovationsmethoden durch einen Forschungsprozess begleitet. Ziel ist es, die Perspektive potenzieller Zielgruppen schon früh in das Forschungsvorhaben zu integrieren. Im Laufe des Prozesses werden Fragen geklärt wie: Für wen sind die Forschungserkenntnisse interessant? Wie groß ist das Transferpotenzial des Themas? In welcher Form muss es aufbereitet werden, damit es die relevanten Zielgruppen erreicht? Die intensive Beschäftigung mit diesen Fragen kann zu Änderungen führen und dadurch das Gelingen des Transfers in die Praxis erhöhen.

Der Rahmen der Innovation-Challenge
Die Innovation-Challenge besteht aus einem zweiteiligen Workshop und daran anschließenden, individuellen Coaching-Einheiten mit einer/m Innovationsmanager:in. In kurzen Vorträgen erklären die Innovationsmanager:innen zunächst die einzelnen Aufgabenstellungen. In der Folge haben die Teams Zeit diese zu bearbeiten, wobei sie von den Innovationsmanager:innen unterstützt werden. Die Teams haben während des Workshops die Gelegenheit Feedback von Vertreter:innen potenzieller Zielgruppen und anderen teilnehmenden Teams einzuholen. Nach dem Ende des Workshops werden sie bei der Integration der neuen Impulse in ihr Forschungsvorhaben und der Umsetzung ihrer Transferidee begleitet. Neben regelmäßigen Coaching-Terminen können sie sich für eine finanzielle Unterstützung bewerben oder am Start-up-Programm der HFT Stuttgart teilnehmen.

Ablauf des Innovation-Challenge-Workshops
Nachfolgend stellen wir den Ablauf des Workshops anhand folgender Ausgangssituation exemplarisch dar. In einem Forschungsprojekt wurden Maßnahmen entwickelt, wie sich Demenzkranke in einem Stadtquartier besser orientieren können. In mehreren Veröffentlichungen sind bereits Ergebnisse erschienen, doch gab es dazu aus der Praxis bisher wenig Resonanz. In der Innovation-Challenge möchte das Forschungsteam deshalb klären, wie ihre Ideen bei der Quartiersgestaltung berücksichtigt werden können.

Hier setzt der Workshop an: (1) In einem ersten Schritt identifiziert das Team die potenziellen Zielgruppen in einer „Umfeldanalyse”. (2) Um die wichtigste Zielgruppe besser zu verstehen, sammelt es nachfolgend deren Bedürfnisse und Beweggründe … (3) Diese werden dann in Gesprächen mit externen Expert:innen oder Vertreter:innen der Zielgruppe validiert. Die Gesprächspartner:innen werden zuvor, auf Grundlage eines Vorgesprächs, von den Innovationsmanager:innen eingeladen … (4) Im zweiten Teil der Innovation-Challenge werden mit Kreativmethoden Lösungen für diese Herausforderung entwickelt. Zunächst zählt dabei die Quantität der Ideen … (5) Im nächsten Schritt bereitet das Team den Test ihres Lösungsansatzes vor. Dazu nutzen sie einen Prototyp, der mit wenig Aufwand schnell umsetzbar ist … (6) Zum Abschluss legt das Team die nächsten Maßnahmen fest. Dabei muss es Ressourcen wie zum Beispiel Kompetenzen, Budget et cetera berücksichtigen.

Empfehlungen für den Einsatz der Methode
An der HFT Stuttgart wurde die Innovation-Challenge bisher dreimal erfolgreich und im virtuellen Format durchgeführt. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden und den Eindrücken der durchführenden Innovationsmanager: innen ergeben sich folgende Empfehlungen: Der beste Startpunkt ist eine explizit ausformulierte Ausgangssituation. Je konkreter das Thema umrissen ist, desto mehr können die Teams in dem Workshop erreichen. Bei größeren Vorhaben kann es sinnvoll sein, Teilaspekte separat und nacheinander zu bearbeiten. Um Erwartungen abzugleichen und das Thema zu schärfen, ist im Vorfeld der Innovation-Challenge ein Gespräch mit den Teams sinnvoll.

Fazit
Ursprünglich sollte die Innovation-Challenge den Forschenden unserer Hochschule einen methodischen Rahmen geben, um mittels ihrer Ergebnisse nutzerzentrierte Transferideen zu entwickeln. Inzwischen hat sich gezeigt, dass viele Forschende teilnehmen, um für einen neuen Forschungsantrag eine Idee zu entwickeln oder ein nächstes Projekt zu gestalten. In der Antragstellung gibt es noch viel Gestaltungsspielraum, um etwa Projektpläne zu entwickeln und/oder Ressourcen einzukalkulieren. Gemäß unserer bisherigen Erfahrung empfehlen wir, die Innovation-Challenge möglichst früh in den Forschungsprozess zu integrieren.

 

  • Der komplette Artikel ist im ► Onlineshop von Lemmens Medien erhältlich. Den Abonnenten der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement steht der gesamte Beitrag in ihren Accounts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

 

Prof. Dr. Uta Bronner. Als Professorin für Wirtschaftspsychologie der Hochschule für Technik Stuttgart forscht und lehrt Uta Bronner zu Personal- und Organisationsentwicklung. Sie leitet das von der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule” geförderte Projekt Metropolregion 4.0 ( M4_LAB).

Ann Kristin Graumann. Die Wirtschaftspsychologin begeistert sich für innovationsfreundliche Kultur und Arbeitsumgebungen. Als Innovationsmanagerin etabliert sie neue Formen der Zusammenarbeit für mehr Forschungstransfer in die Gesellschaft.

Elena Schön. Die Wirtschaftspsychologin ist auf Organisationsentwicklung und Innovationsmanagement spezialisiert. Als Start-up-Coach unterstützt sie Forschende und Studierende in der Geschäftsmodellentwicklung. Gleichzeitig baut sie an der Hochschule das Gründungszentrum PLAN G auf.