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Das Wissenschaftssystem transformieren

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Manfred Ronzheimer

Gesellschaft und Wissenschaft

Das Wissenschaftssystem transformieren

Öko-Forscher wollen in Deutschland einer „Nachhaltigen Wissenschaft“ zum Durchbruch verhelfen

Die Transformation der Industriegesellschaft zur ökologischen Nachhaltigkeit steht auf der Tagesordnung, um einen globalen Klimakollaps abzuwenden. Im Wissenschaftsjahr der Nachhaltigkeit engagiert sich ein Verbund von ökologisch orientierten Forschungsinstituten und Hochschulen, um das deutsche Wissenschaftssystem auf mehr Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung einzustimmen.

Den Anstoß, anstelle neuer Öko-Forschungsprogramme eine grund-legende strategische Kurskorrektur des Wissenschaftssystems vorzu-nehmen, hatte im Frühjahr 2011 der Wissenschaftliche Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU) gegeben. In ihrem Gutachten für die Bundesregierung „Gesellschafts-vertrag für eine Große Transforma-tion“ gaben die Klima-Experten neben ihren Empfehlungen zu Energie, Landwirtschaft und Urbanisierung auch profunde Ratschläge für mehr Nachhaltigkeit in Bildung und Wissenschaft. Unter anderem wurde die Einrichtung einer Bundes-Universität für den Themenschwerpunkt „Transfor-mation zur Nachhaltigkeit“ angeregt. Kurz darauf formierte sich ein Klub von vier Pionieren, um diese innerwissenschaftliche Mission anzupacken: Die Universitäten Kassel und Lüneburg bildeten mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie und dem von Klaus Töpfer gegründeten Institute for Advanced Sustainable Studies (IASS) in Potsdam den „Verbund für Nachhaltige Wissenschaft“ (NaWis). Ein größerer Aufschlag für eine Wissenschaftswende wurde angestrebt. „Die Erfahr-ungen haben gezeigt, dass sich die Hindernisse nicht allein durch das Ausloben transdiziplinärer Forschungsprogramme beseitigen lassen“, stellt Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts, fest. Denn die befristeten Projekte führten nur in den seltensten Fällen zu „einer institutionellen Verstetigung an Hochschulen oder erfolg-reichen wissenschaftlichen Karriereverläufen“. Nötig sei daher für den Erfolg „transdiziplinärer Nachhaltigkeitswissenschaft“, die Hochschulen und Institute für das Thema und langfristige institutionelle Untersetzungen zu gewinnen. Das könnte, hofft Schneidewind, „eine entsprechende Entwicklung im gesamten Wissenschaftssystem einleiten“. Zusammen mit dem Verbund „EcoRNet“ der unabhängigen Forschungsinstitute, die ihre Wurzeln in der Umweltbewegung haben (Öko-Institut, IFEU, ISOE, IÖW, ecologic, WI) und mit finanzieller Unterstützung der Mercator-Stiftung, bereitete NaWis die Veranstaltungsreihe „Transformatives Wissen schaffen“ vor. Mit zwölf Diskussion und Konferenzen durchs ganze Jahr 2012 sollte ein alternativer Akzent zum regierungs-amtlichen Wissenschaftsjahr „Zukunftsprojekt Erde“ gesetzt werden. Schon der Auftakt am 6. Februar in der Berliner Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen geriet zum Ausrufezeichen: Zwei Tage vor dem offiziellen Start des Nachhaltigkeitsjahres der schwarz-gelben Bundesregierung erläuterten die Wissenschaftsministerinnen der rot-grün regierten Länder NRW und Baden-Württemberg, Svenja Schulze und Teresia Bauer, wie sie die Nachhaltigkeitswende in der Wissenschaft unterstützen wollen. Die Landesregierung Baden-Württemberg hat dafür inzwischen eine Expertengruppe unter Vorsitz von Uwe Schneidewind eingesetzt und ein Förderprogramm über acht Millionen Euro ausgeschrieben. Einen wichtigen Impuls gab zudem das im Februar 2012 vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorgelegte Memorandum „Nachhaltige Wissenschaft“, unter anderem mit der Forderung nach einer zusätzlichen Förder-Milliarde „für eine Wissenschaft für und mit der Gesellschaft“. Es folgten in der ersten Jahreshälfte ein Fakultätentag der Nachhaltigkeitswissen-schaften in der Leuphana Universität Lüneburg, die Jahrestagung der Vereinigung für Ökologische Wirtschaftsforschung, die neue Wohlstandsmodelle und sozial-ökologische Experimente im Alltag beleuchtete, sowie eine Diskussionsveranstaltung der Mercator-Stiftung („Wohin läuft das Wissenschaftssystem?“). Die Werbetrommel der Öko-Forscher blieb in der Politik nicht ungehört. Ende Juni lud sie der Bundestags-Forschungsausschuss zu einer Anhörung über die Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung ein. Allerdings macht die jüngste Runde der Exzellenz-Initiative deutlich, dass der Weg noch weit ist. Unter den 88 Forschungsclustern und Graduiertenschulen macht Schneide-wind lediglich 15 aus, die einen „unmittelbaren Bezug zum Themenfeld Nachhaltigkeit und der damit verbundenen Transformation“ besitzen. Darunter Graduiertenschulen für Afrikastudien (Bayreuth) und Energiewissenschaft (Darmstadt) sowie Exzellenzcluster zu Biomasse-Kraftstoffen (Aachen) und den Ozeanen der Zukunft (Kiel). Auch im Zukunftskonzept der Universität Tübingen („Forschung, Relevanz, Verantwortung“) lasse sich ein neuer Kurs erkennen. Für die zweite Jahreshälfte hat die NaWis-Initiative weitere fünf Veranstaltungen auf dem Programm, darunter am 5. Dezember die Abschlusstagung – erneut in Berlin. Bild: Dieter Schütz/pixelio