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Chancen für Kooperationen nutzen

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Markus Lemmens, New York

USA-Ausblick

Chancen für Kooperationen nutzen

Moody´s zeichnet wirtschaftliche Perspektiven für die amerikanische Hochschullandschaft negativ, Battelle ist optimistischer – Signal für deutsche Fachhochschulen und Universitäten

Die wirtschaftliche Gesundung der Vereinigten Staaten geht 2014 an den Hochschulen des Landes vorbei. Moody´s Investors Service bestätigt zum Jahresanfang die jüngste Studie zu diesem Thema aus dem November vergangenen Jahres. In „2014 Outlook – US Higher Education and Not-for-Profits“ sagt das Team um Eva Horton Bogaty, Senior Analyst bei Moody's Investors Service, den Hochschulen für die kommenden 12 bis 18 Monate eine angespannte Wirtschaftslage voraus. Die Einnahmen aus Studiengebühren und weiteren Umsätzen werden laut dieser Prognose nicht das „historisch übliche“ Niveau erreichen. Demgegenüber stünden sogar höhere Ausgaben, die in die Weiterentwicklung der institutionelen Leistungen investiert werden müssten.

Bild: Markus Lemmens

Die staatlichen Ausgabenkürzungen für die Forschung werden laut Einschätzung der Rating-Experten in den USA fortgesetzt. Bis zu fünf Prozent könnten es weiter sein. Erreicht werde die Reduktion anteilig im laufenden Jahr durch die staatlich angeordneten einheitlichen Kürzungen (Sequestration). Die Entscheidung, wie 2014 ausgehen wird, steht im Verlauf des Januars an. Das Battelle-Netzwerk, im weitesten Sinne der Fraunhofer-Philosophie einer anwendungsnahen Wissenschaft vergleichbar, ist gegenwärtig optimistischer: Für 2014 geht die Organisation mit Hauptsitz in Ohio und ihren weltweit 100 Standorten von echten Zuwächsen in Forschung und Entwicklung für die USA aus: 3,2 Prozent gegenüber 2013 sollen es schon einmal sein. Die Hochschulen könnten rund zwei Prozent Plus erwarten. Laut der aktuellen Battelle-Prognose zur amerikanischen Ausgabenentwicklung bleiben die USA weltweit die Nummer eins bei Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E). Rund 460 Milliarden US-Dollar (ein Prozent mehr als 2013) würden die USA 2014 in Summe in diesen Bereich investieren, mehr als jede andere Nation. Damit liegen die Vereinigten Staaten mit 2,8 Prozent, die sie vom Bruttosozialprodukt 2014 in F&E investieren, leicht hinter Deutschland.

Position der Weltspitze wird kritisch gesehen

Es gibt aber auch andere Stimmen im Land. Diese sind nicht immer mit konkreten Zahlen unterlegt, aber sie spiegeln ein Stimmungsbild. Insgesamt lesen sich zum Jahreswechsel zahlreiche Medienberichte, die neben der Entwicklung im Higher Education-Markt auch die technologische und innovative Standortbestimmung der USA analysieren, negativ. Damit bestätigen sie den Tenor der Moody´s Analyse für den Hochschulsektor. Die Plattform ASTRA – Alliance for Science & Technology Reserach in America – stellt beispielsweise regelmäßig Studien und populäre Medienquellen zusammen. Die Sorge, dass Amerika vor allem gegenüber China seine traditionelle Vormachtstellung als innovativste Nation einbüßt, ist in vielen der versammelten Artikel dieser Tage deutlich spürbar. So zitiert ASRTA aktuell die Defense News. Das Medium prognostiziert – bedingt durch die staatlichen Kürzungen im Verteidigungsetat – zum Beispiel in der Stealth Technology (Radarunsichtbarkeit) gegenüber China einen massiven Einbruch. Dies ist von besonderer Bedeutung, weil gerade in der Verteidigungsforschung Chinas Rolle als innovativer Forschungs- und Wirtschaftsraum deutlich wird.

The Grand Island Independent berichtet über eine andere Disziplin: die Landwirtschaft. Über 100 Jahre seien die Agrarforschung und die US-Farmer, die die Technologien und Innovationen frühzeitig einsetzen, Weltspitze gewesen. Nun sei Gefahr im Verzug. Abnehmende Investitionen in den vergangenen Jahren stünden nicht im Verhältnis zur künftigen Lage der Welternährung. Verringerte Agrarflächen und eine zunehmende Weltbevölkerung verlangten nach politischer und finanzieller Priorität dieses Themas in den USA. Ohne zusätzliche Investitionen in die Agrarforschung sei aber dieses Zukunftsfeld von den USA nicht mehr zu besetzen.

Die Unsicherheit auf manchen Wissenschafts- und Innovationsfeldern der USA zeigt sich auch in einer gesellschaftlichen Wahrnehmung. So hat das PEW Research Centre in Zusammenarbeit mit dem Council on Foreign Relations, beide unter anderem in Washington ansässig, im Dezember 2013 die Daten aus rund 2.000 US-Bürgerinterviews vorgelegt. Deren Einschätzung zur Rolle Amerikas in der Welt wurde im Herbst ermittelt. Auch zu den Themen Innovation und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes zeigen sich pessimistische Einschätzungen. „America´s Place in the World“ – so der Titel – ist demzufolge nicht mehr ganz klar. Aus vielfältigen Gründen – wie unter anderem einer ineffektiven Rolle als regelnder Akteur auf der Weltbühne – seien in der Vergangenheit zu häufig Ressourcen vergeudet worden, ohne die Position der USA nachhaltig zu stärken. Deshalb merkten auch viele Befrage auf, als es um die Rolle internationaler Firmen in den USA geht. Allen voran werden innovative Unternehmen wie beispielsweise die deutschen Marken BAYER, BASF, BMW und VW geschätzt; deren Investitionen im Land befürwortet. Gleichzeitig mischt sich aber – je nach Bildungsgrad der befragten US-Bürger – eine tiefsitzende Sorge. Verliere die USA dadurch nicht mehr und mehr den Zugriff auf innovative Branchen, die auch langfristig sichere Arbeitsplätze stellten, wenn an Stelle amerikanischer dann ausländische Firmen erfolgreich seien? So lautet eine der Fragen.

Kooperationen und Profilierung der Angebote

Ungeachtet der gemischten Einschätzungen kann Amerika immer damit punkten, dass es Antworten findet. Der Trend im Hochschulsektor, auch 2014 mit unsicheren Finanzen zu leben, die Einnahmen nicht durch höhere Studiengebühren verbessern zu können und zusätzliche Regulierungen des tertiären Sektors handhaben zu müssen, schwächen zwar nach Aussage des Moody´s Reports zunächst einmal den US-Hochschulmarkt. Gleichwohl haben die Universitäten den Experten zufolge in ihrem bisherigen Wissenschaftsmanagement Flexibilität im Umgang mit den schlechteren Rahmenbedingungen gezeigt. Für die Zukunft sieht Moody´s vor allem in der Profilbildung eine Chance für die gebeutelten US-Hochschulen. Ebenso werden Kooperationen zwischen den Institutionen empfohlen. Das könnte auch ein Signal für die deutschen Hochschulen sein: Die USA können für deutsche Fachhochschulen und Universitäten stärker in den Fokus kommen. Denn die US-Institutionen müssen wieder neue Wege gehen. Und das deutsche System hat durch die Reformen der letzten Jahre in den USA an Ansehen gewonnen.

Quellen:
Moody's Report: https://www.moodys.com/research/2014-Outlook-US-Higher-Education-Not-for....

Pew Research Center, December 2013, “America’s Place in the World 2013“; www.pewresearch.org;
http://www.people-press.org/files/legacy-pdf/12-3-13%20APW%20VI%20releas...

Battelle 2014 Forecast: http://www.scientificcomputing.com/news/2014/01/battelle-r-d-magazine-gl...