Blockade aufheben
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Für gemeinsame Forschungsfinanzierung
Blockade aufheben
Die 16 Bundesländer, die etwa durch die zunehmende europäische Einigung immer mehr an Einfluss verlieren, haben in der Föderalismuskommission durchgesetzt, dass sie auf jeden Fall für Schulen und Hochschulen die Verantwortung tragen, auch die finanzielle – mit den beiden obigen Ausnahmen. Dabei haben freilich die Länder übersehen, dass die Hochschulen immer mehr Geld benötigen. Nicht nur für Sonderprogramme, sondern auch für die Grundausstattung. Wissenschaftliche Labore werden immer teurer. Immer mehr Studierende drängen an die Hochschulen. Zugleich sind die ohnehin finanziell klammen Länder gezwungen, durch die grundgesetzlich verankerte Schuldenbremse sparsamer mit dem Geld umzugehen. Was die Länder als Sieg gegenüber dem Bund gefeiert haben, erweist sich nun als Bumerang, nämlich das Kooperationsverbot. Aus der Sicht der TU9 – dem losen Zusammenschluss der neun wichtigsten Technischen Universitäten Deutschlands – haben es die Länder in den zurückliegenden Jahren nicht geschafft, die Grundausstattung ihrer Universitäten zu verbessern und auf den neuesten Stand zu bringen. Gleichzeitig werden die finanziellen Anforderungen der Universitäten immer größer, soll Deutschland an der Spitze der forschungsintensiven Länder bleiben. Schließlich sind China, Indien oder Brasilien auch auf dem Gebiet von Forschung und Lehre alles andere noch als Entwicklungsländer. USA, Großbritannien, Frankreich, aber auch zahlreiche kleinere Staaten der nördlichen Erdhalbkugel geben viel Geld für ihre Universitäten aus. Und so appelliert der TU9-Präsident Schmachtenberg, zugleich Rektor der RWTH Aachen, an Bund und Länder, möglichst schnell das Grundgesetz dahingehend zu ändern, dass der Bund sich wieder an der Grundausstattung der Universitäten beteiligen darf. Alles andere ist Kleinstaaterei, die vor der Einigung Europas und dem Aufstieg vieler neuer Industrie- und Schwellenländer einfach schädlich ist. Schädlich vor allem für die Universitäten, insbesondere für die teuren Technischen Universitäten. Nicht ohne Stolz verweist Präsident Schmachtenberg in seiner Erklärung zur Bundestagswahl, dass 240.000 junge Menschen an den TU9 studieren, also rund 10 Prozent aller Studierenden. Und 90 Prozent der Universitäts-Absolventen in Ingenieurwissenschaften von einer TU9-Hochschule kommen. Und das gilt auch für 51 Prozent der Promotionen in Ingenieurwissenschaften. Denn die Absolventen der Ingenieurstudiengänge leisten nach Schmachtenberg einen „konkreten Beitrag zum Bruttosozialprodukt“ und sichern zu einem großen Teil die Zukunft des Industrie- und Wirtschaftsstandortes Deutschland. Im zu Ende gehenden Bundestagswahlkampf haben Forschung und Wirtschaft eine erschreckend geringe Rolle gespielt. Aber die Verantwortlichen der großen Parteien tun gut daran, den Appell der TU9 ernst zu nehmen und nach der Wahl umzusetzen. Denn das Kooperationsverbot ist für Deutschland mehr als schädlich. Und damit auch für die 16 Bundesländer, deren kleinere Mitglieder auch in Zukunft gar nicht in der Lage sind, ihre Hochschulen so auszustatten, dass sie den künftigen Anforderungen gewachsen sind. Das bedeutet aber auch, dass der Bund noch größere finanzielle Anstrengungen unternehmen muss, um Forschung und Lehre an den Universitäten unter die Arme zu greifen. Foto: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)_pixelio