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Neue Methode des Wissenstransfers

news

Nikita Fjodorovs, Anselm Krüger und Marvin Kalla

Transfer

Neue Methode des Wissenstransfers

Für eine interaktive Weitergabe von (Forschungs)erkenntnissen

Forschungsarbeit trägt wesentlich der Weiterentwicklung und Adoption neuer Technologien bei. Oftmals werden in Forschungsprojekten jedoch spezifische Ergebnisse im wissenschaftlichen Kontext erarbeitet, die für themenfremde Interessenten nicht immer leicht verständlich beziehungsweise zugänglich sind. Damit Unternehmen einen Mehrwert aus den Ergebnissen der Forschungsprojekte beziehen können, müssen die Ergebnisse für den Transfer in die Industrie entsprechend vorbereitet werden. Daher spielen der Wissenstransfer und die gewählte Methode des Transfers eine große Rolle.

Wissenschaftsmanagement - Enscheiden.Führen.Gestalten

Im Forschungsprojekt „Smart Speaker“ wurde der Einsatz von Sprachassistenzsystemen in der Wertschöpfung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des Maschinen- und Anlagenbaus untersucht. Damit die Forschungsergebnisse breite Anwendung finden, wurde als ein Teilziel des Forschungsprojektes die Erarbeitung einer leicht verständlichen, interaktiven, aber informativen Methode zum Transfer der Erkenntnisse in die Industrie festgelegt. In diesem Artikel werden die Motivation und das Vorgehen der Erarbeitung des Smart Speaker Playbooks (im Folgenden kurz Playbook) vorgestellt. Dafür werden zunächst die Relevanz des Wissenstransfers beleuchtet, anschließend potenzielle für den Wissenstransfer geeignete Medien bewertet und entsprechende Anforderungen an das Playbook erarbeitet. Zuletzt werden die wichtigsten Aspekte der Entwicklung sowie Ausgestaltung erläutert und schließlich das Playbook exemplarisch vorgestellt.

Umsetzung neuer Technologien
In den letzten Jahren ist der Druck zur Digitalisierung für Unternehmen jeglicher Art enorm gestiegen und wird auch zukünftig weiter anwachsen. Gründe hierfür sind vielfältig und können unter anderem durch den internationalen Wettbewerb, neue Kundenanforderungen (Hirsch-Kreinsen 2019, 4) oder jüngst durch die COVID-19-Pandemie (Bitkom 2021) erklärt werden. Obwohl Unternehmen die Chancen der Digitalisierung bereits identifiziert haben, verläuft die tatsächliche Umsetzung neuer Technologien und Konzepte, insbesondere bei KMUs, schleppend. Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur: Beispielweise unabgestimmte Strategien, fehlende Ressourcen oder technische Gegebenheiten zählen laut Nentwig et. al. (2019, 12–15) zu den Ursachen.

Relevanter Praxiszusammenhang
Als Technologietreiber und zum Aufzeigen von Potenzialen sind Forschungsprojekte bedeutsam für die Praxis, denn sie erhöhen somit den kumulierten Forschungsaufwand. Oftmals werden in Forschungsprojekten jedoch spezifische Ergebnisse im wissenschaftlichen Kontext erarbeitet, welche für themenfremde Interessenten nicht immer leicht verständlich beziehungsweise zugänglich sind. Aus diesem Grund ist die Auswahl einer geeigneten Methode zum Wissenstransfer sehr wichtig. Es wird ständig daran gearbeitet, neue Methoden eines effizienten Wissenstransfers zu erarbeiten sowie die bestehenden Methoden zu verbessern (Riedl et al. 2016, 117–120; Kanning/Meyer 2019, 11–15). Eine gute Aufbereitung von Forschungsergebnissen und deren Transfer in die Industrie ist ein wichtiger Faktor für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen (Riedl et al. 2016, 125).

Um die Vorteile der üblichen Formate nutzen zu können und gleichzeitig die Nachteile zu minimieren, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes Smart Speaker eine neue Methode des Wissenstransfers konzipiert und entwickelt – das Smart Speaker Playbook.

Der englische Begriff Playbook, zu Deutsch „Spielbuch“, findet in vielen Bereichen Verwendung. Das für diesen Artikel relevante Verständnis des Playbooks bezieht sich vor allem auf eine unternehmerische Perspektive: So werden mit einem „Playbook“ grundsätzlich Dokumente, Hand- oder Notizbücher bezeichnet, die bewährte Methoden, Strategien, Anleitungen und Wissenselemente eines spezifischen Kontextes praxistauglich beschreiben (Indeed Editorial Team 2021).

Anforderungen an das Playbook
Um das Playbook für den Transfer der Forschungsergebnisse optimal zu gestalten, wurden mit Vertretern und Vertreterinnen interessierter Unternehmen User-Storys in einem Workshop erarbeitet. Die Teilnehmenden des Workshops waren gleichzeitig auch die zukünftigen Anwender und Anwenderinnen des Playbooks, wodurch ein hoher Grad an Nutzerorientierung gewährleistet werden konnte.

Der Inhalt der User-Storys orientiert sich immer an der Fragestellung: „WER möchte WAS und WARUM?“ und folgt dem Muster: „Als [NUTZER] möchte ich [FUNKTION], damit/um/ weil [WERT].“ Die im Workshop erarbeiteten User-Storys wurden darauffolgend in Anforderungen überführt (…).

Entwicklung des Playbooks
Das Playbook wurde auf der Plattform für Präsentationen Prezi entwickelt. Diese Plattform wurde ausgewählt, da diese eine starke Darstellungsindividualisierung der Inhalte ermöglicht. Durch die hohe Individualisierung lässt sich die Machart der Präsentation und der logischen Verknüpfung der Wissenselemente frei gestalten. Die Inhalte lassen sich ähnlich wie in Blogs, Wikis und das Intranet einfach überführen und pflegen. Zudem ist ein hoher Visualisierungsgrad der Inhalte möglich. Somit können Wissenselemente mit einer großen Suggestivkraft erzeugt werden. Außerdem ist die Interaktivität auf der Plattform mit Lernspielen oder -Apps vergleichbar. Eine freie Benutzerführung erlaubt es, unabhängig von der vorgeschlagenen Roadmap-Charakteristik zu navigieren. Darüber hinaus lassen sich Gamification-Elemente auf die Plattform überführen. Eine standardmäßige Fortschrittsanzeige wie auch die generelle Machart der Plattform, in Bezug auf die Navigation in Form von Vergrößern und Verkleinern der einzelnen Inhalte, fördern eine spielerische Umsetzung des Playbooks.

Vorstellung des Playbooks
Die Startseite des Playbooks umfasst sowohl die vier zentralen Themen des Forschungsprojektes als auch einen großen „Start“-Knopf, welcher in das Bedienungstutorial führt, das den Betrachtenden die Grundlagen der Navigation auf spielerische Weise beibringt. Durch einen Klick auf eine der angezeigten Schaltflächen „Prozesscharakteristika“, „Technologie“, „Einsatzszenarien“ und „Implementierung“ gelangt man direkt in das Thema. Zum einfachen Einstieg blinkt im unteren Bildschirmbereich eine Schaltfläche ( > ), die ebenfalls in das Tutorial führt. Nach dem Durchklicken eines Hauptthemas gelangt man wieder auf die abgebildete Startseite. Sie ist somit das zentrale Navigationselement.

Fazit
Durch geeignete Disseminationsmöglichkeiten des Playbooks ist eine einfache und breite Weitergabe der Wissenselemente im Kontext von Sprachassistenzsystemen möglich. Es besteht sowohl die Möglichkeit, den Link zur Betrachtung wie auch das komplette Playbook als bearbeitbare Kopie an Unternehmen zur eigenständigen Nutzung oder sogar Individualisierung weiterzugeben. Dank der hohen Anpassungsfähigkeit der ausgewählten Plattform, ist eine Ergänzung weiterer Wissenselemente möglich. Somit kann das Playbook als solches auch nach Beendigung des Forschungsprojektes erweitert werden. Die Umsetzung der spielerischen und ansprechenden Darstellung wirkt entgegen den üblichen Abschlussberichten von Forschungsprojekten neu und bereitet Freude in der Anwendung.

Es ist noch nicht abzusehen, ob der Wissenstransfer mithilfe einer solchen Darstellungsform tatsächlich besser funktioniert als über die üblichen Medien. Falls dieser erfolgreich verlaufen sollte und die Nutzenden einen Mehrwert durch das Playbook erhalten, bietet sich die Darstellungsform auch für andere Forschungsprojekte an. Sollte jedoch wider Erwarten kein Mehrwert durch das Playbook entstehen, ist der Mehraufwand gegenüber eines klassischen Abschlussberichts nicht gerechtfertigt. Bislang, im Rahmen von Validierungsprozessen des Playbooks, aufgenommene Praxisstimmen lassen aber eine sehr positive Wahrnehmung der potenziellen Anwendungsgruppe vermuten und stimmen im Hinblick auf die zukünftige Etablierung von Playbooks als Transfermaßnahmen sehr zuversichtlich.
 

  • Der komplette Artikel ist im ► Onlineshop von Lemmens Medien erhältlich. Den Abonnenten der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement steht der gesamte Beitrag in ihren Accounts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Förderhinweis
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Smart Speaker – Einsatz von Sprachassistenzsystemen in der Wertschöpfung von KMU des Maschinen- und Anlagenbaus“. Das IGF-Vorhaben (Nr. 20983 N/2) des Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert.
 
Das Playbook ist per Link erreichbar.

 

Nikita Fjodorovs, M. Sc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am FIR e. V. an der RWTH Aachen im Bereich Produktionsmanagement.

Anselm Krüger, B. Sc. studiert an der RWTH Aachen und war während des Forschungsprojektes Smart Speaker als studentische Hilfskraft am FIR e. V. an der RWTH Aachen tätig.

Marvin Kalla, M. Sc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am International Performance Research Institute (IPRI) gGmbH, Stuttgart.