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Kommunalkreis als Methode des Wissenstransfers

news

Martina Winker, Soscha Gelbe und Jan Hendrik Trapp

Transfer und Peer Consulting

Kommunalkreis als Methode des Wissenstransfers

Klimaanpassung mittels blau-grün-grauer Infrastrukturen

Blau-grün-graue Infrastrukturen können einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung in Kommunen leisten. Um diese im Sinne einer klimagerechten Stadtentwicklung vernetzt zu planen und umzusetzen, erfordert es die Abstimmung und Kooperationen zwischen Akteuren der Stadt- und Infrastrukturplanung. Da sich hier aktuell viel in den Städten verändert, hat das Forschungsprojekt netWORKS 4 seine Ergebnisse und Produkte einem ausgewählten Kreis an kommunalen Akteuren aus sieben Städten präsentiert und mit ihnen diskutiert. Ziel war es, im Rahmen eines interkommunalen Dialogformats Wissen weiterzugeben, einen kommunen- und fachübergreifenden Austausch zu etablieren und darüber ein informelles Netzwerk zu blau-grün-grauen Infrastrukturen zwischen den teilnehmenden Akteuren und Kommunen aufzubauen. Dieser Artikel gibt einen Überblick sowohl über die Konzeption eines solchen „Kommunalkreises“ inklusive seiner Ziele und Inhalte, über die Durchführung als auch über die erzielten Ergebnisse.

Wissenschaftsmanagement - Entscheiden.Führen.Gestalten

Dass blau-grün-graue Infrastrukturen einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung in Kommunen leisten, ist mittlerweile Stand des Wissens (DWA April 2021; Gill et al. 2007; Gunawardena/Wells/Kershaw 2017; Pauleit et al. 2017; Trapp/Winker 2020; Wesener et al. 2017). Im Forschungsverbund netWORKS werden als blaue Infrastrukturen jene mit sichtbarem Wasser (zum Beispiel Wasserspiele, künstlich angelegte Teiche, natürliche Gewässer) verstanden, unter grüne Infrastrukturen fallen verschiedene Formen von Stadtgrün (zum Beispiel Dach-, Wand oder Fassadenbegrünung, unversiegelte Freiflächen, sowie vorrangig grün anmutenden Anlagen wie Pflanzenkläranlagen oder Versickerungsmulden) und unter grauen Infrastrukturen lassen sich technische Wasserinfrastrukturen finden, zum Beispiel der Abwasserentsorgung oder der Betriebswassernutzung (unter anderem Rohre, Rigolen, Toilettenspülungen, Stauraumkanäle). Blaue, grüne und graue Infrastrukturen lassen sich allerdings nicht in allen Fällen eindeutig und idealtypisch voneinander trennen. Und das wäre auch nicht sinnvoll. Denn gerade die Vernetzung der verschiedenen Infrastrukturen und das funktionale Zusammenspiel der Bausteine bieten Potenziale für eine klimaangepasste Infrastrukturgestaltung und eine klimagerechte Stadtentwicklung, da unterschiedliche Planungsziele wie etwa Hitze, Biodiversität und Aufenthaltsqualität gemeinsam adressiert werden können (Anterola/Trapp/Brüning 2020; Nenz et al. 2019; Nenz et al. 2020; Trapp et al. 2019; Winker/Trapp/ Schramm 2021).

Auch wenn die Potenziale und technischen Grundlagen der einzelnen Bausteine blau-grün-grauer Infrastrukturen in der Wissenschaft hinlänglich untersucht sind und es eine Reihe von Best-Practice-Beispielen zu ihnen gibt, besteht dennoch in vielen Kommunen ein Wissensdefizit hinsichtlich der Eignung und Potenziale und insbesondere in der vernetzten Planung und Implementierung blaugrün- grauer Infrastrukturen. Hier setzte der Forschungsverbund netWORKS an. Dem Verbund war es ein Anliegen, die erzielten Forschungsergebnisse über die Impulse und Umsetzungserfahrungen der Partnerstädte Norderstedt und Berlin hinaus mit anderen Kommunen zu teilen und Erfahrungen und Wissen wechselseitig auszutauschen. Um diesen interkommunalen Wissenstransfer zu ermöglichen, wurde der netWORKSKommunalkreis eingerichtet, in dem sich Akteure verschiedener Kommunen untereinander und mit dem Verbund in regelmäßigen Abständen zu Fragen der wassersensiblen Stadtentwicklung austauschen konnten.

Dieser Artikel gibt zunächst einen Überblick über die grundlegende Konzeption des Kommunalkreises inklusive seiner Ziele und Inhalte, über die erfolgte praktische Durchführung und über die erzielten Ergebnisse. Schließlich evaluieren wir die erzielte Wissensvermittlung und die Qualität des Austausches im Rahmen des Formats. Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer formativen (es wurde während der Projektlaufzeit evaluiert und die Ergebnisse flossen zurück in den weiteren Verlauf des Formats) und Ex-post-Evaluation des Kommunalkreises durch die Teilnehmer:innen. Wir hoffen, mit diesem Beitrag die fraglos großen Potenziale dieses Formats in der Transformationsforschung verständlich machen zu können und zur Nachahmung anzuregen.

Fazit
Ziel des netWORKS-Kommunalkreises war es, Forschungsergebnisse über den Erfahrungs- und Praxishorizont der Partnerstädte Berlin und Norderstedt hinaus zu validieren, die Ergebnisse in eine breitere kommunale Öffentlichkeit zu tragen und – entsprechend des Vernetzungsansatzes auf der Infrastrukturebene – auch die Vernetzung von räumlicher Planung und Infrastrukturplanung (Grünflächen, Stadtentwässerung) zu befördern. Dies scheint nach Auswertung der Evaluationsergebnisse sowohl auf der inhaltlichen Ebene als auch bezüglich der Qualität des Austausches gelungen zu sein. Zugleich ist es gelungen, die gewünschte Validierung der Forschungsergebnisse zu erreichen und sie in ihrer Qualität zu verbessern.

Folgende Merkmale in der Organisation und Durchführung des Kommunalkreises haben sich als wirkungsvoll und positiv erwiesen:

Unter den Teilnehmenden gab es wichtige Impulsgeber:innen, die durch ihr Vorangehen und ihre fachliche Kompetenz wichtig waren für den sehr offenen und sehr intensiven Austausch als auch den schnellen Aufbau einer vertrauensvollen Arbeitsbasis. Die gezielte Vorauswahl und Zusammensetzung des Teilnehmer:innenkreises ist dabei wichtig. Auch wenn man dies vorab nicht garantieren kann und sich eine offene, konstruktive und wertschätzende Haltung gegenüber den Berichten und Erfahrungen der Kolleg:innen nicht „auf Knopfdruck“ einstellen lässt, sollte durch die Moderation hierauf von Anfang an ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Ein ausgewogenes Verhältnis und eine gute Mischung aus Forschungsprojekt- und Praxisinputs sichert den jeweiligen Nutzen der beteiligten Akteure. Im Kommunalkreis wurde dies durch das Ineinandergreifen der zwei Formate „Kommunalkreistreffen“ und „virtuelle Kurztreffen“ sichergestellt. Zudem erwies sich die Einführung der offenen Berichte- und Austauschrunde „Was gibt es Neues bei Ihnen? Was ist seit dem letzten Mal passiert?“ als sehr förderlich. Dies schafft Augenhöhe und Gleichberechtigung zwischen Projektteam und Teilnehmenden. Gleichwohl sind eine intensive Zusammenarbeit und ein Austausch in diesem Umfang kaum auf Dauer zu leisten.

Der Kommunalkreis war eine effektive Möglichkeit des Wissenstransfers innerhalb einer definierten und zahlenmäßig überschaubaren Personengruppe. Das Format ist damit ein exklusiv genutztes Angebot.

Daneben ist eine hohe intrinsische Motivation der Teilnehmer:innen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, vermutlich ein weiterer Schlüsselfaktor für einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer.

Um den netWORKS-Kommunalkreis mit der formalen Beendigung des Vorhabens nicht abbrechen zu lassen, wurde eine Fortführung über das Zentrum Klimaanpassung am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in die Wege geleitet.
 

  • Diese Veröffentlichung basiert auf Forschungsarbeiten im Verbundvorhaben „Resilient net-works: Beiträge von städtischen Versorgungssystemen zur Klimagerechtigkeit (netWORKS 4)“, das unter dem Förderkennzeichen 01UR1622 und 01UR2022 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Auch möchten wir uns explizit nochmals bei allen Teilnehmer:innen des Kommunalkreises für ihr Engagement und Interesse bedanken.
  • Der komplette Artikel ist im ► Onlineshop von Lemmens Medien erhältlich. Den Abonnenten der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement steht der gesamte Beitrag in ihren Accounts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Dr.-Ing. Martina Winker ist seit Juli 2018 Mitglied der Institutsleitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main.

Soscha Gelbe ist studentische Mitarbeitende im ISOE – Institut für sozialökologische Forschung in Frankfurt am Main.

Dipl.-Soz. Jan Hendrik Trapp ist Teamleiter im Forschungsbereich Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin.