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Professor Péter Horváth (*1937, †2022)

news

Bernd Gaiser und Reinhold Mayer

Würdigung 3/6

Professor Péter Horváth (*1937, †2022)

Petér Horváths Wirken lebt weiter

Einführungen sind prominente Platzierungen in einem Buch. Uns legitimiert dazu, dass wir Péter Horváth 35 Jahre lang kannten. Mehrmalige Begegnungen pro Woche waren über die meiste Zeit der Regelfall. Wir waren bei wichtigen unternehmerischen Entscheidungen nahe dabei oder beteiligt, und wir haben uns über das Berufliche hinaus viel ausgetauscht. Péter Horváth war – in etwa chronologisch – unser Doktorvater, in der Managementberatung Horváth unser Chef, wir waren dort seine Mitgesellschafter, er war unser Aufsichtsratsvorsitzender in unserer Zeit als Vorstandsmitglieder. Danach waren wir ihm in unterschiedlicher Weise verbunden, der eine als Aufsichtsratskollege in der Beratungsgesellschaft, der andere in der Péter Horváth Stiftung und bei IPRI. Péter Horváth blieb für uns ein enger Begleiter und wurde zu einem guten Freund.

Foto: Horváth AG Stuttgart/privat

Sein erfolgreiches Wirken ist an anderer Stelle ausführlich beschrieben. In wenigen Worten ausgedruckt war Péter Horváth ein herausragender Unternehmer – die von ihm gegründete und geprägte internationale Managementberatung Horváth hat heute 1.200 Mitarbeitende. Er war Wissenschaftler mit hoher internationaler Anerkennung, ein engagierter Förderer von Kultur und Völkerverständigung und ein überaus gewinnender Mensch. Was er geschaffen hat, hangt ursachlich mit seiner besonderen Haltung zusammen, die wir über viele Jahre erleben durften und auf die wir naher eingehen wollen. Zwei von ihm gerne eingebrachte Zitate geben den Rahmen dazu.

 

„Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen.“ Marcus Tullius Cicero

Die Zukunft zahlt, nicht die Vergangenheit. Sich mit Gleichaltrigen nur über Krankheiten und die Heldentaten der Vergangenheit zu unterhalten, hatte Péter Horváth schrecklich empfunden. Er blickte nicht zurück, sondern schaute optimistisch nach vorne, horte nie auf, die Zukunft zu gestalten und betrat mutig neues Terrain. Dies konnten neue Managementherausforderungen durch das Metaversum ebenso sein wie die Prioritäten der Generation Z. Statt sich auf Erreichtem auszuruhen oder dem aktuellen Mainstream nachzurennen, hat er mit Leidenschaft zukünftige Herausforderungen antizipiert und Losungen dafür entwickelt.

 

Da jungen Menschen die Zukunft gehört, hielt er es für besser, sie zu fordern und zu begeistern als zu versuchen, ältere Menschen zu beeinflussen. Er forderte junge Wissenschaftler und junge Künstler und er setzte in der Managementberatung Horváth auf engagierte junge Mitarbeitende. Letzteres tat er schon früh und mit Weitblick. Im vielen Gründern fehlenden Bewusstsein, dass es besser ist, von einem großen Kuchen ein Stuck, als einen kleinen Kuchen allein für sich zu haben, schuf er ein Partnermodell. Er verankerte und verbreiterte damit unternehmerische Verantwortung und hielt Talente langfristig im Unternehmen. Seine Prägung der nächsten Unternehmergeneration ging über das Geschäftliche hinaus. Er war weltmännisch unterwegs, hatte breite Interessen, war Vorbild auch in Stil und Bildung und gab so Impulse zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Ciceros Zitat wurde in einer weiteren Disziplin besonders erlebbar. Mit 50 entwickelte Péter Horváth die Leidenschaft für Marathon. Er fing in einem Alter damit an, in dem viele damit aufhören. Danach nahm er 22-mal am New York Marathon teil.

 

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Erich Kästner

Wissensdrang und Tatkraft zeichneten Péter Horváth aus. Er war zuerst Wissenschaftler und wurde später zusätzlich Berater und Unternehmer, weil er sehen wollte, ob die Inhalte, die er in der Wissenschaft zu Papier brachte, auch in der Praxis funktionieren. Péter Horváth blieb Wissenschaftler auch nach seiner Emeritierung an der Universität Stuttgart. Er gründete das „International Performance Research Institute gGmbH“ (IPRI), um weiter praxisorientierte Betriebswirtschaftliche Forschung zu betreiben. Er hielt weiter Vorträge und schrieb Fachartikel. Auf seinem Schreibtisch lagen noch nicht fertiggestellte Teile zur 15. Auflage seines Standardwerkes „Controlling“, das er zusammen mit Ronald Gleich und Mischa Seiter, zwei seiner Habilitanten, fortführte.

 

Ohne ihn wäre Controlling in der Praxis weniger verbreitet. Er hat die Rolle des Controllers als Business Partner wesentlich mitgeformt. Hatte er nicht immer wieder Akzente gesetzt, wurde sich die Arbeit vieler Controller noch heute auf die Kosten- und Ergebnisrechnung und die Berechnung von Plan/Ist-Abweichungen beschränken. Er hat durch Wissensdrang und Tatkraft eine Managementberatung gegründet und entwickelt, die heute mit breitem Leistungsspektrum zu den besten und größten im Markt gehört.

 

Die Gier nach Neuem und Fortschritt und die Begeisterung für Innovation waren in vielen Situationen spürbar. In internen Meetings und bei Kunden kam es Péter Horváth auf die innovativste Idee an, nicht auf die Hierarchie. Bei Personalentscheidungen und bei der Zusammenstellung von Führungsteams konnte er neben der aktuellen Performance auch das Entwicklungspotenzial richtig einschätzen. Er hat Führungsteams mit ergänzenden Fähigkeiten zusammengestellt, als der Begriff Diversität noch exotisch klang. Sein Führungsstil setzte auf Überzeugungskraft und Empathie und nicht auf Hierarchie und Lautstarke. Péter Horváth war ein Leader.

 

Péter Horváth war nicht nur ein visionärer Wissenschaftler und Unternehmer. Als solcher lag ihm die Forderung praxisorientierter Betriebswirtschaftlicher Forschung am Herzen. Er war aber auch ein großer Förderer von Kunst und Kultur. Zudem setzte sich der gebürtige Ungar für die Völkerverständigung ein, insbesondere für den Austausch zwischen Ungarn und Deutschland. 2002 gründete er die Péter Horváth-Stiftung.

 

Die von Péter Horváth gegründete Managementberatungsfirma trägt nicht nur seinen Namen, sein Unternehmergeist und seine visionäre Kraft sind Teil der Unternehmens-DNA. Als unabhängige Partnerorganisation schreibt sie weiterhin große Erfolge. Das von ihm gegründete gemeinnützige Forschungsunternehmen IPRI hat Péter Horváth an der Universität Ulm verankert, 50 Prozent der Anteile hält weiter die Péter Horváth-Stiftung. Die Péter Horváth-Stiftung vergibt jährlich den Green-Controlling-Preis und den Preis für die beste praxisorientierte Dissertation auf dem Gebiet des Controllings. Fortgesetzt wird auch die Unterstützung der Péter Horváth-Stiftungsprofessur für Betriebswirtschaftliches Informationsmanagement an der Universität Ulm, des Family Business Centers an der Corvinus Universität Budapest sowie der jährlich stattfindenden Konferenz einiger Universitäten entlang der Donau zum Erfahrungsaustausch im Wissenschaftsmanagement.

 

Förderschwerpunkte der Péter Horváth-Stiftung auf dem Gebiet Kunst und Kultur sind unter anderem Stipendien für junge Künstler an der Musikhochschule Stuttgart, das Internationale Opernstudio an der Staatsoper Stuttgart, das Festspielhaus in Baden-Baden, das Budapest Festival Orchester, die Adolf Hölzel Stiftung, um das Wohn- und Atelierhaus des Künstlers in Stuttgart-Degerloch der Öffentlichkeit künftig als Kulturhaus zur Verfügung zu stellen, das Literaturhaus in Stuttgart, wo der Wirtschaftsclub im Literaturhaus den jährlichen Péter Horváth-Literaturpreis vergibt, der jährliche ungarische Literaturpreis, sowie eine Vielzahl von Kunst- und Kulturprojekten in Ungarn und Deutschland. Wir sind zutiefst dankbar für die gemeinsame Zeit mit der großen Persönlichkeit Péter Horváth.

 

Dr. Bernd Gaiser ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Horváth AG Stuttgart (Foto Horváth AG Stuttgart).

 

Prof. Dr. Reinhold Mayer ist Honorarprofessor, BWI Abteilung V – Lehrstuhl für Controlling an der Universität Stuttgart (Foto: privat).