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Nur kluge Ratschläge erteilen, reicht nicht

news

Gunter Festel

Ausgründungen

Nur kluge Ratschläge erteilen, reicht nicht

Wie kann der Technologietransfer durch Start-up-Gründungen in Deutschland verbessert werden?

Der Technologietransfer in Deutschland läuft bislang nicht gerade rund. Insbesondere die vielen Gründungsprogramme bringen nicht die versprochenen Erfolge, da sie teils von gründungsunerfahrenen Personen geleitet werden und gleichzeitig gründungserfahrene Personen nicht intensiv genug eingebunden werden. Dies kann durch die üblichen Beratungs- und Coachingmodelle nicht gelöst werden, sondern es ist ein strukturelles Problem, welches bisher weitgehend ignoriert wird. Aufgrund der mittlerweile zwanzigjährigen Tätigkeit des Autors als „Founding Angel“ und Mehrfachgründer werden hier diesbezüglich eine eigene Problemanalyse und entsprechende Lösungsvorschläge vorgestellt. Dabei liegt der Fokus auf den Bereich Technologietransfer durch Ausgründungen.

Foto: Festel Capital

Alle Beteiligten sind sich über die Wichtigkeit des Technologietransfers für die Hochschulen und die Industrie im Klaren. Neben dem klassischen Lizenzgeschäft sind in den letzten Jahren immer stärker Ausgründungsaktivitäten in den Fokus geraten, da Start-up-Gründungen die Technologietransferlücke gut überbrücken können (Festel et al. 2008, Festel et al. 2009).

Daher wurden Start-up-spezifische Förderprogramme, wie das EXIST Gründerstipendium, geschaffen und es sprießen immer mehr staatlich finanzierte Gründungsinitiativen, oft in Verbindung mit sogenannten Inkubatoren, aus dem Boden. Als Inkubatoren sind Organisationen zu verstehen, die den Auftrag haben, möglichst viele Start-ups auf einen erfolgreichen Weg zu bringen. Meist sind diese mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen sowie den entsprechenden Technology Transfer Offices (TTOs) verbunden. Insbesondere auf Länderebene scheinen sich die Ministerien bei solchen Initiativen gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Beispiele sind BioIntelligence in Hannover, die Chemical Invention Factory in Berlin oder Chemstars NRW in Essen.

Erfahrung ist für den Erfolg entscheidend

Die Einbindung von erfahrenen Personen ist allerdings nicht einfach und wird oft auf das Thema Business Angel (BA) reduziert. Das BA-Modell in Form von Coinvestments bei Investitionen von Venture Capitalists (VCs) funktioniert gut, da sich die Privatpersonen auf die Erfahrung der VCs bei der Due Diligence, der Vertragsgestaltung und dem Controlling verlassen können. Mit diesem Modell wird allerdings nicht die Anzahl an Start-ups erhöht, da diese Investments nur bei bereits gegründeten Unternehmen erfolgen. Ein deutlich früheres Engagement ist für BAs schwierig, da meist trotz Geschäftserfahrung und Industrieexpertise eine ausreichende Start-up-Erfahrung fehlt. In früheren Phasen sind außerdem andere Arten der Zusammenarbeit gefragt als die etablierten Modelle: Einfach Geld auf den Tisch legen und im Beirat gute Tipps geben funktioniert meistens nicht.

Erfahrung wird nicht honoriert

Unternehmerische Erfahrung muss hart erarbeitet werden. Die Lerneffekte sind meist schmerzhaft und prägen stark die Persönlichkeit. Erfahrung heißt unter anderem, primär auf wirtschaftliche Fakten zu schauen und alles Mögliche zu hinterfragen. Gepaart mit einem gesunden Selbstbewusstsein ist die Arbeit mit solchen Personen inspirierend, aber auch anstrengend.

Genau hier scheint ein wesentliches Problem zu liegen. Die Erfahrungen erfolgreicher Gründer:innen werden von Personen, welche diese Erfahrungen nicht haben, oft weder verstanden noch gewürdigt und – so zumindest mein Eindruck – oft auch als Bedrohung wahrgenommen. Statt kritische Meinungen zu reflektieren und fair zu bewerten, leben die meisten staatlich finanzierten Gründungsinitiativen und Inkubatoren lieber in einer selbst geschaffenen Komfortzone. Abweichende Meinungen werden ignoriert oder bekämpft. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein verzerrtes Bild der Realität, das auch in einem Mangel an Verständnis für reale Probleme resultiert.

Es gibt zu wenig Pragmatismus

Vielen Personen in den Gründungsinitiativen und TTOs fehlt neben echter unternehmerischer Erfahrung auch der nötige Pragmatismus. Das Problemlösen zur Erreichung wirtschaftlicher Erfolge hat wenig Priorität. Wichtiger für diese Personen ist das „Verkaufen“ nach oben, das heißt gegenüber den Geldgebern wie Behörden und Ministerien. Diese Personen bewegen sich lieber in einem bürokratischen Rahmen, der entsprechende Hierarchien und Kontrollmöglichkeiten beinhaltet. Auch spielt es eine Rolle, dass nicht über eigenes Geld, sondern über staatliches Geld verfügt wird: Das entscheidende letzte Wort zu haben, ohne ein persönliches Risiko einzugehen, führt nach meinem Dafürhalten bei manchen Akteuren zu einer Überschätzung ihrer Fähigkeiten und ihres Wissens. Viele von Förderprogrammen abhängige Personen können das sicherlich nachvollziehen.

Fazit

Der Technologietransfer inklusive der staatlich finanzierten Gründungsinitiativen muss reformiert werden. Statt zunehmender Bürokratie ist ein System notwendig, welches auf wirtschaftliches Verständnis, Erfahrung und Pragmatismus setzt. Dazu müssen viel mehr erfahrene Gründer:innen die Leitung von Gründerinitiativen übernehmen. Diese müssen ein Umfeld schaffen, in dem eine konstruktive und erfolgsorientierte Arbeitsatmosphäre Priorität hat und nicht etwa das Abarbeiten der üblichen Aufgabenliste von Veranstaltungen und Coaching-Programmen. Erfahrene Gründer:innen müssen auch auf Projektebene intensiver eingebunden werden, damit sie mit ihrer Zeit und ihrem Geld Projekte nach vorne bringen. Dabei müssen sie effizient durch die Gründungsprogramme und Inkubatoren unterstützt werden.

 

  • Der komplette Artikel ist im ► Onlineshop von Lemmens Medien erhältlich. Den Abonnenten der Zeitschrift Wissenschaftsmanagement steht der gesamte Beitrag in ihren Accounts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

 

Prof. Dr. Dr. Gunter Festel ist Gründer des Investmentunternehmens Festel Capital und Honorarprofessor für Hightech und Lifescience Entrepreneurship an der TU Berlin sowie Research Fellow an der Universität Basel am Lehrstuhl für Finanzmanagement.

Foto: Festel Capital