"Digitale Geschäftsmodelle einfach finden", "Industrie 4.0 für Fortgeschrittene" und "Abgewendet: Einschränkung der Wissenschaft durch gesetzlich vorgeschriebene Speicherfristen"
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Neues aus der Forschung
"Digitale Geschäftsmodelle einfach finden", "Industrie 4.0 für Fortgeschrittene" und "Abgewendet: Einschränkung der Wissenschaft durch gesetzlich vorgeschriebene Speicherfristen"

Digitale Geschäftsmodelle einfach finden
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Das Fraunhofer IAO hat mit dem „Digital Scout“ ein neues Instrument entwickelt, um weltweit aufkommende digitale Geschäftsmodelle zu monitoren. Bislang haben die Experten 15.000 Ansätze digitaler Geschäftsmodelle identifiziert. Diese kommen vorrangig aus den USA und China, Deutschland liegt auf Platz sechs. Unternehmen können mit Hilfe der Methode eine digitale Innovationsstrategie entwickeln.
Eine aktuelle Datenanalyse des Fraunhofer IAO zeigt, dass jedes Jahr weltweit rund 2.000 neue Ansätze für digitale Geschäftsmodelle veröffentlicht werden – und mit ihnen neue Formen der Kundeninteraktion und veränderte Kundenerlebnisse. Denn ein technisch anspruchsvolles Produkt, eine starke Marke oder eine große Produktionskapazität allein genügen nicht mehr, um Kunden zu überzeugen. Vielmehr hängt der wirtschaftliche Erfolg von Produkten zunehmend von „Game-changing-Geschäftsmodellen“ ab, bei denen neue Akteure aus fremden Branchen – zum Beispiel Internetunternehmen – die Spielregeln neu definieren.
Durchblick schaffen: Auf welches Geschäftsmodell lohnt es sich zu setzen?
Unter diesen harschen Bedingungen ist es für Unternehmen essenziell, den Überblick über neu aufkommende Geschäftsmodelle zu behalten und auf die richtigen Strategien zu setzen. Angesichts der schieren Zahl und Geschwindigkeit der Entwicklung ist das keine leichte Aufgabe.
15.000 neue digitale Geschäftsmodelle – aber nur 417 aus Deutschland
Das Fraunhofer IAO hat daher einen neuen Smart-Data-Ansatz namens „Digital Scout“ entwickelt, um Geschäftsmodelle im B2C- und B2B-Bereich zu monitoren. Mit dieser Methode hat das Fraunhofer IAO bereits rund 15.000 Ansätze digitaler Geschäftsmodelle identifiziert, die in den letzten sieben Jahren weltweit publiziert wurden – vor allem in den USA und China. Deutschland liegt in der Statistik auf Platz sechs.
„Bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle sind die neuen Kundenerlebnisse und -nutzen zwei zentrale Elemente. Unternehmen aus den USA und Asien sind sehr dynamisch bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Durch intelligente Verknüpfung verschiedener Informationen lassen sich neue Ansätze aus diesen Regionen frühzeitig identifizieren, bevor sie einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen. Dies gilt es im digitalen Zeitalter für die strategische Entwicklung eines Unternehmens zu beherrschen“, erläutert Truong Le, der die Methode „Digital Scout“ entwickelt hat. Interessierte Unternehmen können die Methode bereits jetzt nutzen.
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/ueber-uns/presse-und-medien/1717-d...
Industrie 4.0 für Fortgeschrittene
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Mit dem Innovationsnetzwerk „Produktionsarbeit 4.0“ unterstützt das Fraunhofer IAO Unternehmen dabei, Technologien und Potenziale der Industrie 4.0 schrittweise einzuführen und umzusetzen. Im Rahmen des zweijährigen Projekts entstehen prototypische Umsetzungen im Zukunftslabor „Produktionsarbeit 4.0“ am Fraunhofer IAO.
Industrie 4.0 kommt nicht über Nacht, sondern muss schrittweise seinen Einzug in deutsche Produktionshallen halten. Welche Technologien, Anwendungsfälle und Lösungen sich für welche Problemstellungen eignen, finden Unternehmen am besten heraus, indem sie sich Best-Practice-Beispiele anschauen, Erfahrungen mit anderen Unternehmen austauschen und von den Ergebnissen anwendungsnaher Forschungsprojekte profitieren. All das bietet das Innovationsnetzwerk „Produktionsarbeit 4.0“. Unter der Leitung des Fraunhofer IAO untersuchen hier Partner aus Industrieunternehmen, Verbänden und Forschung gemeinsam aktuelle Entwicklungen im Bereich der Industrie 4.0 in der Produktion und gestalten den Veränderungsprozess durch eigene Projekte aktiv mit.
Lösungspaket: "Smarter Arbeitsplatz" und "Arbeitsorganisation 4.0"
Für die Anwendungsbereiche „Smarter Arbeitsplatz“ und „Arbeitsorganisation 4.0“ entwickeln die Mitglieder des Innovationsnetzwerks ganzheitliche Lösungen. Im Zukunftslabor des Fraunhofer IAO konzipieren, gestalten und testen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgewählte Arbeitssituationen anhand von Prototypen. Ziel ist es, für die beiden Themenbereiche Lösungen zu konzipieren, die individuell auf den Bedarf des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sind.
Das Innovationsnetzwerk „Produktionsarbeit 4.0“ bringt sowohl industrielle Anwender wie Audi, Kärcher, Siemens, MTU und Rota Yokogawa zusammen also auch innovative Ausrüster-Unternehmen und Sozialpartner IG Metall und Südwestmetall. Interessierte Unternehmen können dem Netzwerk jederzeit beitreten.
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/ueber-uns/presse-und-medien/1716-i...
Abgewendet: Einschränkung der Wissenschaft durch gesetzlich vorgeschriebene Speicherfristen
Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD)
Der Bundestag hat am 28.04.2016 Änderungen am Bundesstatistikgesetz beschlossen. Er ist dabei der Empfehlung des Innenausschusses gefolgt, die Speicherfrist im Unternehmensregister auf 30 Jahre festzusetzen. Die Speicherfrist soll zudem nun erst nach Ende einer Erhebung beginnen. Der vorherige Gesetzesentwurf der Bundesregierung sah vor, Unternehmenskennziffern bereits nach zehn Jahren zu löschen und die Speicherfrist schon mit der Datenerhebung beginnen zu lassen. Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hatte frühzeitig auf das Problem aufmerksam gemacht und sich mit federführenden Abgeordneten zum Gesetzesentwurf ausgetauscht – mit Erfolg!
Erhebliche Einschränkungen für die Wissenschaft konnten mit dieser Änderung des Gesetzes durch den Bundestag abgewendet werden, so die Vorsitzende des RatSWD, Professorin Riphahn. Die Daten hätten andernfalls bereits nach kurzer Zeit nicht mehr für wissenschaftliche Auswertungen und Datenzusammenführungen zur Verfügung gestanden.
Der RatSWD hatte im Austausch mit den federführenden Abgeordneten frühzeitig auf die Problematik der Speicherfrist hingewiesen und gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute (ARGE), dem Verein für Socialpolitik (VfS) und den Statistischen Ämtern längere Fristen gefordert. Auch der Bundesrat hatte eine Verlängerung der Frist in seiner Stellungnahme zum Gesetzesentwurf empfohlen.
Durch Zusammenführung von wirtschafts- und umweltstatistischen Mikrodaten mittels Kennziffern für Betriebe und Unternehmen lassen sich über längere Zeiträume wirtschaftliche Entwicklungen wie beispielsweise Konjunkturverläufe abbilden. Analysen zu langfristigen ökonomischen Auswirkungen demographischer Entwicklungen oder politischer Entscheidungen sind nur auf Basis von statistischen Zeitreihen über einen langen Zeitraum möglich. Dazu gehören zum Beispiel Themen wie die aktuelle Flüchtlingszuwanderung oder die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes.
Die ursprünglich vorgesehene Frist von zehn Jahren hätte fatale Folgen für ökonomische Langzeitanalysen und somit für die evidenzbasierte Politikberatung gehabt. Mit der Festlegung der Speicherfrist für das Unternehmensregister auf 30 Jahre wurde dem wichtigen Bedürfnis der Wissenschaft nach Auswertungen von Statistiken in Form von Zeitreihen, Paneldaten und Längsschnittanalysen entsprochen.
http://www.ratswd.de/pressemitteilung/03052016
Bild: Günther Gumhold www.pixelio.de